: „Wedemeier Gesicht zerkratzen“
■ Interview mit dem Flughafenanrainer Bauer Wähmann
taz: Herr Wähmann, Sie haben 1980 beim Flughafen ein Grundstück getauscht gegen die Zusicherung, daß die Startbahn nicht verlängert wird. Warum wurde diese Abmachung getroffen?
Heinz Wähmann: Bis 1980 gingen die Höfe von der Neuenlanderstraße bis zur Ochtum. Dann kam der Senat zu uns: Man wolle eine Sicherheitszone , die unseren Hof durchschneidet. Das war einsehbar, aber mit der Maßgabe, daß kein Meter zusätzlich betoniert wird. Unser Hof liegt als Prellbock zwischen der Stadt und dem Flughafen, deshalb wollte ich in Absprache mit den Bürgern eine zusätzliche Sicherung mittels dieser Dienstbarkeit.
Hieß das war für Sie, daß die Landebahn nicht verlängert wird?
Ja. Und deshalb steht es im Grundbuch, einem Buch von Treu und Glauben. Das ist normalerweise unumstößlich.
Wie hat sich der Senat mit ihnen in Verbindung gesetzt, als die Diskussion um die MBB-Startbahnverlängerung anfing?
Er hat sich überhaupt nicht mit uns in Verbindung gesetzt. Wir haben davon durch die Presse erfahren, nachdem Herr Wedemeier groß getönt hat: Jetzt wird die Startbahn verlängert. Dann haben wir den Senat höflichst darauf aufmerksam gemacht, er solle erstmal ins Grundbuch gucken. Darauf haben Sie uns ganz brüsk an das Liegenschaftsamt verwiesen. Das heißt: Wir sollten das entschädigt haben und Schluß.
Ist da nicht gleich ein Senator, Herr Kunick oder Herr Wedemeier, auf Sie zugekommen?
Ich bin immer wieder an sie rangetreten, weil ich immer zu meinen Bürgern gesagt habe, wir wollen das nicht ohne weiteres ablehnen, wir wollen uns das mal anhören. Vielleicht kriegen wir ja soviele Lärmschutzmaßnahmen, daß wir wieder auf Null sind. Ich bin dann mal von Herrn Kunick zum Essen eingeladen worden. Aber diese Tour habe ich überhaupt nicht gerne.
Auch der Bürgermeister wollte mit Ihnen reden.
Vielen Dank. Ich mach das nur mit den Bürgern zusammen. Und deshalb habe ich Herrn Kunick und seinen Stellvertreter zur Bürgerversammlung eingeladen. Ich hab gesagt, Sie brauchen keine Angst haben, das Gesicht werden Sie ihnen nicht zerkratzen. Bis heute haben Sie dann nicht mehr reagiert. Nachdem aber in der Zeitung stand: Piste frei für Verlängerung sind die Bürger jetzt so wütend, daß Sie in der Tat jetzt dem Wedemeier das Gesicht zerkratzen würden.
Interview: hbk
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen