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Wechsel in der SpeichertechnologieAdieu Festplatte

Neue Laptops werden von PC-Herstellern mit teuren Flash-Medien ausgestattet. Bisherige Speichertechniken werden damit überflüssig - und das ist gut so.

Mit dem nötigen Kleingeld lassen sich die Vor- und Nachteile der Flash-Medien auf neuen Laptops bereits erfahren Bild: ap

Wer die Zukunft der Speichertechnologie am PC kennenlernen möchte, braucht zunächst einmal Geld. Ob man sich nun für den seit wenigen Wochen erhältlichen Notebook-Flunder "MacBook Air" von Apple oder Lenovos demnächst erscheinenden Mini-Laptop "Thinkpad X300" entscheidet: Beide Maschinen kosten mit ihrer eingebauten "Solid State Disk", kurz SSD, fast 1000 Euro mehr als die Konkurrenten mit traditioneller Festplatte.

Dabei bietet die auf Flash-Speicherbausteinen basierende Technik sogar weniger Platz: Im Falle des MacBook Air sind es statt 80 Gigabyte beim normalen Modell dank SSD plötzlich nur noch 64. Und dennoch greifen High-Tech-Freaks schon jetzt gerne zu: Sie wissen die Vorteile einer neuen Technologie zu schätzen, die Experten zufolge bereits in wenigen Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit in keinem PC fehlen wird.

Flash-Medien kennen Nutzer schon länger - sie werden in Form von USB-Sticks zum schnellen Datenaustausch in den PC gesteckt oder dienen in Kameras und MP3-Spielern als Speicher für Multimediadateien. Neu sind die Datenmengen, die sich darauf ablegen lassen: Bis zu 128 Gigabyte sind möglich - das aber zu einem Preis von 2500 Euro. Der Vorteil sind die mechanischen Eigenschaften. Flash-Medien kommen ohne bewegliche Teile aus (deshalb "Solid State"), ein "Head Crash" wie bei den Festplatten, die aus rotierenden Scheiben und einem Lesekopf bestehen, ist ausgeschlossen.

Statt die Nullen und Einsen in Form magnetischer Signale aufzuzeichnen, halten Flash-Medien Informationen mittels elektrischer Ladungen vor, die auch dann bestehen bleiben, wenn kein Strom mehr fließt. Wenn keine Daten gelesen oder geschrieben werden, schaltet das Flash-Medium sofort wieder ab - im Gegensatz zur Festplatte, die ständig rotieren muss, damit der Lesekopf an die geeignete Stelle wandern kann.

So wird viel Energie gespart und selbst ein ruppiges Anfassen des Rechners wird nicht mit Lese- oder Schreibfehlern quittiert. Etwas warm können Flash-Medien aber schon werden, weil sie mit elektrischen Ladungen arbeiten. Ihre Haltbarkeit ist hingegen gut: Zwar können die verwendeten Speicherzellen mit der Zeit degenerieren, doch ein eingebauter Management-Chip sorgt dafür, dass die Daten immer so verteilt werden, dass der Speicher erst nach vielen Jahren nachlässt. Die Chance, dass Festplatten im Dauerbetrieb ihren Geist aufgeben, gilt als deutlich höher.

Nachteile haben Flash-Medien allerdings auch: So sind sie beim Beschreiben langsamer als Festplatten und gleichen so eventuelle Vorteile beim Lesen wieder aus. Auch ist es mit dem Stromsparen je nach Betriebssystem nicht weit her: So hält ein MacBook Air mit SSD nur rund 15 Prozent länger durch als das Modell mit Festplatte. Marktbeobachter rechnen jedoch damit, dass sich sowohl die Schreibgeschwindigkeit als auch der Stromspareffekt in den kommenden Jahren deutlich verbessern werden - Prototypen existieren bereits.

Doch noch geben die Festplattenhersteller nicht auf. Zwar hat es in den letzten Jahren eine mächtige Konsolidierungswelle gegeben, so dass inzwischen nur noch wenige große Anbieter aus dem asiatischen Raum mit unterdurchschnittlichen Gewinnen am Markt partizipieren.

Trotzdem wächst die Speicherdichte weiter und Forscher arbeiten an neuen Methoden, um noch mehr magnetisierbares Material auf den rotierenden Scheiben platzieren zu können. Inzwischen gibt es Festplatten mit einem Terabyte problemlos für unter 300 Euro zu kaufen - bald sogar in Miniformat für Notebooks, wenn man den Ankündigungen der Hersteller glauben darf.

Bis die Flash-Technik solche Datenmengen zu konkurrenzfähigen Preisen erreicht, dürften aber noch Jahre vergehen. Allerdings benötigen viele Nutzer solche Kapazitätsriesen unterwegs oft gar nicht mehr, weil immer mehr Inhalte direkt aus dem Internet abgerufen werden können, ohne dass man sie auf dem eigenen Rechner abspeichern müsste. Mit einem ständig verfügbaren Netzzugang per WLAN oder beschleunigtem UMTS kann man die Vorteile von Flash-Medien also jetzt schon uneingeschränkt nutzen. Wenn man sie sich leisten kann.

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2 Kommentare

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  • A
    Andreas

    Das stimmt so nicht, Industrial-SSD's lassen sich durchaus wie Festplatten "richtig" löschen. Ausserdem sind die Preise reine Verkaufspolitik, die reinen Herstellerkosten belaufen sich auf 10 Prozent von den o.g. Preisen (1000,-/2500,-). Tipp: Unter geizhals.at sind auch schon SSD's zum Selberaustauschen gelistet. Vorteil: Stromverbrauch, erschütterungssicher.

  • TE
    the electric monk

    Adieu Festplatte? Wohl kaum: Flashspeicher, also auch SSDs, lassen sich praktisch nur mittel vollstaendiger Zerstoerung (zB verbrennen) zuverlaessig unwiederruflich löschen.

     

    Festplatten sind da klar im Vorteil: tausendfaches Überschreiben ist da kein Problem.

     

    Ciao Genossen.