Washington straft Bangladesch ab: US-Zölle für schmutzige Stoffe
Weil zu wenig für die Arbeiter in der Textilindustrie getan wurde, steicht die US-Regierung Bangladesch Handelsprivilegien. Die Regierung in Dhaka ist entsetzt.
WASHINGTON/DHAKA dpa/afp | Nach den Fabrikunglücken in Bangladesch setzen die USA die Zollvergünstigungen für das Land aus. US-Präsident Barack Obama informierte am Donnerstag (Ortszeit) den Kongress über diesen Schritt. Er begründete die Entscheidung mit Sicherheitsproblemen und arbeitsrechtlichen Verstößen in Bangladeschs Textilindustrie.
Bisher konnte das südostasiatische Land fast 5.000 Produkte zollfrei in die Vereinigten Staaten ausführen, wie die New York Times vor der US-Entscheidung berichtet hatte. Ein Viertel der Textilexporte im Wert von umgerechnet 3,45 Milliarden Euro ging in die USA. Unter einem Programm der Welthandelsorganisation WTO räumten die Amerikaner mehr als 125 Ländern solche Zollvergünstigungen ein, wodurch das Wirtschaftswachstum insbesondere in armen Ländern angekurbelt werden sollte.
Der US-Handelsbeauftragte Michael Froman erklärte, um Handelsvorteile zu bekommen, müssten bestimmte grundsätzliche Standards bei den Rechten und der Sicherheit für Arbeiter eingehalten werden. Die USA hätten in den vergangenen Jahren mit der Regierung von Bangladesch eng zusammengearbeitet, um sie für die nötigen Reformen zum Erreichen dieser Standards anzuspornen.
„Trotz unseres Engagements und obwohl wir wiederholt und klar unsere Besorgnisse zum Ausdruck gebracht haben, hat die US-Regierung nicht genügend Fortschritte gesehen“, sagte der Handelsbeauftragte.
Konkrete Verbesserungsmaßnahmen
Die Aussetzung der Handelserleichterungen hat in dem südostasiatischen Land Entsetzen ausgelöst. „Es könnte nicht schockierender sein für die Fabrikarbeiter in Bangladesch, dass die Entscheidung, das Abkommen auszusetzen, zu einem Zeitpunkt kommt, da die Regierung konkrete und sichtbare Maßnahmen für die Verbesserung der Sicherheit und des Schutzes der Arbeiterrechte unternommen hat“, erklärte das Außenministerium in Dhaka am Freitag.
Durch den Einsturz eines Gebäudes in einem Vorort von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, in dem mehrere Textilwerkstätten untergebracht waren, waren mehr als 1.200 Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück vom 24. April warf ein Schlaglicht auf die gefährlichen Arbeitsbedingungen in der für das Land wichtigen Textilindustrie. Eine Reihe internationaler Unternehmen unterzeichnete daraufhin ein Abkommen zur Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen.
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