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Archiv-Artikel

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„Barbershop“

Wenn Calvin (Ice Cube) einen schickeren Beruf hätte, wäre er wahrscheinlich ganz wunderbar reich. Dann würde er seiner Frau ein großes Haus kaufen. Ob seine Frau gern ein großes Haus hätte, ist zwar nicht ganz klar. Aber wenn er ihr eins kaufen würde, wäre sie sicherlich sehr stolz.

Deshalb träumt Calvin von einer Karriere als Produzent. Doch zunächst muss Calvin zur Arbeit, denn noch ist Calvin Friseur. Man wird verstehen, dass jemand, der gern reich und Produzent wär, nur ungern Friseur ist und mit dem Friseurdasein hadert. Aber Calvin hat Verantwortung, denn der Friseurladen gehört ihm. Er hat ihn von seinem Vater geerbt so wie manche der Beschäftigten, die nun in seinem Laden stehen. Und fast alle stehen dort gern. Der alte Eddy, der das Friseurhandwerk noch von der Pike auf gelernt hat; der weiße Isaac, der in der schwarzen Nachbarschaft nie Kunden hat; die aufbrausende Terri, die von der Rapperin Eve gespielt wird, weil es sie wie alle anderen aus dem HipHop-Geschäft natürlich auch vor die Kamera drängt.

Weil es für die kinogerechte Aufbereitung einer Friseurladengeschichte neben mehr oder minder zufriedenen Friseuren auch einen Friseurladenkonflikt braucht, wird Calvin von dem Drehbuch veranlasst, den Friseurladen an einen Kredithai zu verscherbeln, um den Verkauf exakt eine halbe Minute später zu bereuen. Was anschließend folgt, sind Friseurladenverkaufvermeidungsstrategien, die schön gegen Friseurladengemütlichkeitslobpreisungen geschnitten werden. Man frisiert, man redet, man freut sich des Lebens. Ein Subplot besteht darin, dass jemand Terris Apfelsaft getrunken hat, während Jimmy einem Kunden versehentlich ein Loch in die Frisur schneidet. Wie in jedem Friseurfilm, gibt es auch in „Barbershop“ einen schwulen Friseur, der sich nicht nur irgendwie vordergründig schwul benimmt, sondern auch noch auf einen relativ schwulen Namen (Tinka) hört. Dass er aber eigentlich seine Kollegin Terri begehrt, ist dann möglicherweise die einzige progressive Note dieses ansonsten betulichen Films, der Klassiker wie „Carwash“ und „Sesamstraße“ unter den Bedingungen des Haarschneidemilieus auf altmodische Weise neu erzählt. Auch wenn man nicht weiß, was dieser Sitcom-Pilot ohne Sitcom eigentlich soll, wird er zumindest in den USA seinen Sinn gehabt haben. Denn „Barbershop 2“ ist dort bereits auf dem Weg.

HARALD PETERS

„Barbershop“. Regie: Tim Story. Mit Ice Cube, Cedric The Entertainer, Eve, Sean Patrick Thomas u. a., USA 2002, 102 Minuten