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■ GastkommentarWas würde Jesus sagen?

Das Haus am Gendarmenmarkt ist für das Amt des Bevollmächtigten der EKD am Sitz der Bundesregierung (so der Titel) vorgesehen. Wenn es schon einen solchen Bevollmächtigten braucht, dann stehen genug kirchliche Gebäude bereit, die auf Mehrfachnutzung warten. Der Kauf ist ein Skandal in einer Stadt, in der es Tausende von Obdachlosen gibt; ein Hohn hinsichtlich der innerkirchlichen Situation, wo überall MitarbeiterInnen eingespart werden und ganz offensichtlich das Geld für Immobilien wichtiger ist. Ein Hohn im Blick auf den Ort dieses Hauses, nämlich in einem Stadtteil von Berlin, in dem es weniger als zehn Prozent evangelische Christen gibt. Durch dieses Haus predigt die EKD in einer Sprache, die der Kirche nicht guttut. Wir sind wieder wer, wir stehen im Zentrum, wir haben Teil an der Macht, wir erreichen die Politiker „fußläufig“, und sie uns. Wenn der Kontakt zwischen Kirche und Politik von der Meterzahl abhängt, sollten wir spätestens über unseren Weg als Kirche nachdenken. Mit dem Erwerb dieses Hauses für diesen alleinigen repräsentativen Zweck geht die Kirche einen Schritt in die falsche Richtung. Wir haben erfahren, als Kirche in der DDR, daß Kirche nur ohne Macht wirksam werden kann. Früher hat uns die „West“- Kirche dafür bewundert, jetzt hält sie uns für anachronistisch. Die Macht der evangelischen Kirche liegt allein in den durch das Evangelium engagierten Menschen, die ihr eigenes Tun und das ihrer Kirche an der Frage von Martin Niemöller messen: „Was würde Jesus dazu sagen?“

Die Elias-Gemeinde schlägt vor, das Haus zu verkaufen und den Erlös den Opfern des Mammonismus zurückzugeben – Hunderttausende lassen wir täglich absichtlich verhungern. Zweitens: Wenn das Haus im Besitz der EKD bleiben soll, dann soll es ein Haus für Asylsuchende, Flüchtlinge und Obdachlose werden, damit deutlich wird, auf welcher Seite die Kirche steht. Ein kirchenrechtlich abgesichertes Kirchenasyl als sichtbares Gegenüber zu Heckelmanns Abschiebepolitik. So könnte Verhandeln und Handeln der Kirche wieder zu einer Einheit werden und wieder ein kleines Stück an Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Elfriede Begrich

Pastorin der Elias-Gemeinde, Prenzlauer Berg

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