Was tun in Hamburg?:
Sa, 27. 2., 22 Uhr, Kampnagel
Traurig ohne Grenzen
Weil die Ursprünge der melancholischen Liebeslieder im Osmanischen Reich liegen, gilt Sevdah, der „bosnische Fado“, als Musik der bosnischen Muslime. Božo Vrećo aber ist bosnischer Serbe. Und lässt nicht nur ethnische Grenzen hinter sich. Auch auf eine klar definierte Sexualität lässt er sich nicht festlegen, trägt auf der Bühne einen langen Bart und selbst entworfene Kleider und Make-up. Schließlich sei das leidenschaftliche Klagen über die unerfüllte Liebe ebenso männlich wie weiblich. Nicht nur damit betritt Vrećo in einer stockkonservativen Gesellschaft Neuland: Als erster Sänger der aktuellen Sevdah-Welle hat er selbst Sevdalinka geschrieben. Vrećos größter Traum übrigens: Bosnien und Herzegowina beim Eurovision Song Contest zu vertreten.
Di, 1. 3., 19 Uhr, Akademie der Künste
Kompetent lesen
Argumentierendes Interpretieren von Literatur: In der Schule lernt man, dabei strikt einem festgelegten Schema zu folgen. Aber was ist das überhaupt für eine Tätigkeit, das Reden und Schreiben über Literatur? Ermöglicht erst der „Tod des Autors“ die Geburt des Lesers? Davon waren ja äußerst einflussreich Roland Barthes, Michel Foucault und der vergangene Woche verstorbene Umberto Eco überzeugt. Und worum geht es überhaupt beim Interpretieren? Nur um Schönheit? „Was heißt: einen literarischen Text interpretieren?“ heißt ganz schlicht Jan-Philipp Reemtsmas radikale Theorie der Lesekompetenz (C.H. Beck 2016, 316 S., 24,90 Euro). Jetzt stellt der Germanist seinen „Grundkurs im Gebrauch von Skalpell und Tupfer im Literatur-OP“ vor. MATT
So, 28. 2., 13–18 Uhr, Kunstverein Harburger Bahnhof
Kollektive Kunst
Eine „Aktion für mindestens 3 Akteure mit elektrischen Gitarren, einen Vorleser, einen Abschied & einen Anfang“ hat Christian Jendreiko da konzipiert mit seiner Performance „Trockene Kunst (Harburger Fassung)“, aber es dürften ein paar mehr Beteiligte werden, und mit Tobias Levin, beispielsweise, ist da auch einer drunter, der – mit seiner seit Jahrzehnten im Winterschlaf liegenden Band Cpt Kirk & – an der Gitarre schon viel Bedeutendes getan hat. Jendreiko geht es, wissen seine Interpreten, um eine Kunst nicht von einem herausragenden (Künstler-)Subjekt, sondern um eine kollektive. Ein sympathischer Ansatz – wie die Ausführung klingt, kann nun miterlebt werden. ALDI
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