■ Was landet im Müll?: „Ich kann mich von nichts trennen“
Uschi Höltke, 43 Jahre, Krankengymnastin
Bei uns im Haus wird kein Müll getrennt. In den Tonnen im Innenhof kann man alles finden: vom Sessel über eine Waschmaschine bis zum Plattenspieler. Die Müllabfuhr macht manchmal eine sporadische Verweigerung und läßt es eine Woche stehen. Das sind Sachen, die normalerweise der Sperrmüll abholen müßte. Ich nehme mir manchmal Holz weg, das kann ich im Winter gut verbrennen.
Serkan Toprak, 12 Jahre, Schüler
Ich weiß nicht, was es im Müll gibt. Ich gucke da nicht so gern. Weil es stinkt und eklig aussieht. Vielleicht gibt es da kaputtes Spielzeug. Könnte schon sein, daß man damit was verdienen kann. Manche Leute möchten vielleicht nicht so viel Geld ausgeben. Ich habe schon mal Überraschungsei-Figuren weggeschmissen. Danach habe ich mich geärgert, weil ich sie sammeln wollte.
Reinhold Künneke, 48 Jahre, Tischler
Ich bin kein Schwabe. Vielleicht passiert es mir manchmal, daß ich Dinge wegwerfe, die andere noch gebrauchen können. Bücher landen bei mir nie im Müll. Vor kurzem bin ich umgezogen. Ich habe alles mitgeschleift, bis in den vierten Stock. In Berlin gab es mal Zeiten, wo der Sperrmüll auf der Straße lag. Da bin ich immer gern rumgegangen, weil ich damals kein Geld hatte.
Ilona Schwank, 40 Jahre, Masseurin
Ich werfe fast gar nichts weg. Ich sammle den ganzen Müll in meiner Wohnung und kann mich nicht trennen: Möbel, Bretter, Kisten, Kleinkram – alles! Das meiste ist zu schade zum Wegschmeißen. Ich habe zwar eine große Wohnung, aber jetzt muß ich mal ausmüllen. Ich sortiere die Sachen nach Flohmarkt und Verschenken. Aber zum Flohmarkt schaffe ich es nie. Man muß immer so früh aufstehen. Andreas Stolte, 29 Jahre, Student
Im Augenblick habe nichts, was man wegwerfen könnte. Aber wenn, dann bringe ich es zur Rumpelkammer in Zehlendorf. Da werden die Sachen für wohltätige Zwecke verkauft. Die arbeiten da alle ehrenamtlich. Oder man inseriert in der Zeitung unter „zu verschenken“. Das kostet auch nichts. Vor kurzem wollte ich mal einen Kühlschrank entsorgen, das kostet bei der BSR 75 Mark.
Anette Schulz, 45 Jahre, Bühnenbildnerin
Wenn man etwas hat, kann man es einfach auf die Straße stellen mit einem Schild: „Zu verschenken“. Das habe ich schon mit einem Wäscheständer gemacht. Der stand da nicht lange. Ich finde wegschmeißen nicht gut. Aber heute wird leider immer mehr so hergestellt, daß man es wegschmeißen muß. Fahrräder gibt es für 300 Mark. Wenn dann irgendwas kaputtgeht, läßt es sich nicht mehr reparieren.
Umfrage: Susanne Sitzler
Fotos: Elke Fieger
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