: Was ist Liebe
■ VORLAUF
V O R L A U F („Liebende Frauen“, engl. Spielfilm 1969, heute im ZDF, 22.40 Uhr)
Am britischen Kino-Exzentriker Ken Russel scheiden sich die Geister. Scharlatan und Schaumschläger für die einen, origineller, phantasievoller Filmkünstler für die anderen. Er provoziert, ob im Negativen oder Positiven, immer heftige Reaktionen und kann sich mittlerweile rühmen, einer der bestgehaßten Regisseure zu sein. Seine zwischen Kunst und Kitsch pendelnden Filmspektakel, in denen er weder vor drastischen Übertreibungen zurückschreckte (Die Teufel, 1971), noch Skrupel vor der hemmungslos subjektiven Interpretation bekannter Musikerbiographien (Mahler 1974, Lisztomania 1975) zeigte, stießen immer auf Interesse. Er machte sich über die romantischen Dichterfiguren Shelley und Lord Byron lustig (Gothik 1987) und riß das erste männliche Sexidol Hollywoods vom Mythenhimmel (Valentino 1977). 1969 verfilmte er einen Roman des nicht minder umstrittenen Schriftstellers D. H. Lawrence: Liebende Frauen. Psychologisch einfühlsam schildert er hier die erotischen Erlebnisse zweier emanzipierter Lehrerinnen im England der zwanziger Jahre. Lawrences Kampf gegen die erstarrten bürgerlichen Konventionen bildete das Grundthema seiner zahlreichen Romane und Novellen. Demgegenüber setzte er als Leitmotiv die Forderung nach freier Entfaltung der Persönlichkeit, nach Harmonie von Natur und Sexualität. Diese Themen sind es auch, die Russels vier Hauptfiguren in dem Film Liebende Frauen beschäftigen. Was ist Liebe, und wie soll man sie leben? Alan Bates, Oliver Reed, Glenda Jackson und Jennie Linden sind die Hauptdarsteller, die die vier eigenwilligen Persönlichkeiten präzise ausloten. Stellvertretend für sie erhielt Glenda Jackson 1970 den „Oskar“.
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