Was fehlt …: … ein Freibrief für Schülderdemos
Der Weg des kleinsten Widerstands ist keiner, den die deutsche Bürokratie ünterstützt. Will heißen: Auch wenn man neun Jahre alt ist und Geld für die World Wildlife Foundation (WWF) sammeln möchte, geht das nur über offizielle Kanäle. Die nutzte jetzt Merle (9) aus Dortmund, um per Tintenfüller und in leicht windschiefer Schreibschrift ihr Vorhaben beim zuständigen Polizeipräsidenten anzumelden. Am Sonntag, den 18. September 2016, um 14.30 Uhr wird im Schrebergarten 06 an der Tewaagstraße in Dortmund demonstriert, berichtet die WAZ.
„Sehr geehrter Herr Polizeipräsident, ich, Merle (9 Jahre) wollte mit Kindern aus meiner Schule eine Demo veranstalten. […] Hiermit frage ich sie ob ich am 18.9. auch eine Spendengenehmigung erhalten kann“, schreibt sie in ihrem Brief. Mit Spendensammeln hat Merle schon Erfahrung: 52,91 Euro habe sie schon für eine Elefanten-Aktion der WWF zusammenbekommen. In der Schrebergartendemo setzt sie auf den süßen Zahn ihrer MitdemonstrantInnen und verkauft deshalb Kaffee, Kuchen und frische Zitronenlimonade – gegen eine kleine Spende.
Der Fall beweist: Er muss endlich kommen, der Freibrief für Schülerdemos! Als Neunjährige hat man schließlich andere Sachen zu tun, als sich neben politischem Engagement auch noch mit den Formalia zu quälen, die den ganzen Spaß erst möglich machen. (taz)
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