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Archiv-Artikel

beiseite Was der Herbst bringt

Liebe ist toll

Der Trendsetter Maxim Biller machte im Frühjahr den Anfang; er schrieb ein Buch über die Liebe und ihre Unordnungen. Nur meinte es Biller gleich viel zu gut: „Esra“, oder inzwischen: der Fall „Esra“, ist der beste Beweis dafür, wie die Liebe aus den Büchern zurück in die Wirklichkeit springt und Gerichtsverhandlungen und Buchverbote produziert.

Nun scheint es, als seien in diesem Herbst neben den Büchern der Großschriftsteller, Russen und 35-Jährigen die über die Liebe und ihre vielfältigen Erscheinungsformen der neue Trend. Hanns-Josef Ortheil erzählt locker und ohne Peinlichkeiten von der „Großen Liebe“ und hat anders als Biller das reine Liebesglück im Blick. Raoul Schrott lässt in „Tristan da Cunha“ gleich vier Menschen auf den Spuren von Tristan und Isolde aufeinander los. Katharina Hacker schildert in „Eine Art Liebe“ eine problematische deutsch-israelische Liebesbeziehung. Marcus Braun schickt in „Hochzeitvorbereitungen“ eine Art Anti-Don-Juan von Amour fou zu Amour fou. Der junge Schweizer Alain de Botton erklärt, wie man Liebesbriefe schreibt. Und der Bachmannpreisträger von 2002, Michael Lentz, macht eine explizit private „Liebeserklärung“. Apropos Bachmannpreis 2003: Mit der Liebe hatte es dort niemand. Ihr Lümmel und Lümmelinnen!

Nun fragt man sich, warum die Liebe gerade jetzt Hochkonjunktur hat? Ganz Spiegel-mäßig könnte man sagen, dass es in Zeiten der Krise eine Rückbesinnung auf die Essentials des Lebens gibt. Eher ist es wohl so, dass die Lebensläufe der Liebe immer abgebildet wurden, aber eben Aussetzer hatten oder nicht immer der heiße Scheiß waren. Um es also mit dem Liebesfachmann Jochen Distelmeyer zu sagen: Lasst uns wieder über Liebe reden! GERRIT BARTELS