Was bringt die Playstation 4?: Zurück in die Zukunft

Sony präsentiert die Playstation 4. Die ist kein digitaler Alleskönner. Sondern immer noch eine Spielkonsole. Richtige Entscheidung!

Was mag da kommen? Die digitale eierlegende Wollmilchsau? Nein! Tadaaa: Es ist ein Spielzeug! Bild: reuters

Damals, 1995, war ich Gott. Das einzige Kind im Asylbewerberheim mit einer Playstation. Wer nicht zu meiner Streetfighter-Party eingeladen wurde, war unerwünscht in diesem Land. Das halbe Heim traf sich in meinem Kinderzimmer und die Joystickprügelei war gesellschaftliches Großereignis. Einer musste immer als „Njemez“, auf Russisch „Der Deutsche“ kämpfen. Der hatte dann das gesamte Publikum gegen sich. Und wehe er gewann auch noch.

Vergangene Nacht wurde die Playstation 4 in New York präsentiert. Sechs Jahre ist es schon her, seit das Vorgängermodell auf den Markt kam. Sechs Jahre, das ist im Technologiezeitraum ein Jahrhundert. Die große Frage an Sony lautete daher: Wie reagiert der Konzern auf die technischen Revolutionen der letzten Jahre?

Auf den Triumphzug von Smartphones, Gratis-Onlinespielen und die gesellschaftliche Omnipräsenz des Internets. Viele Experten sehen genau in diesen Faktoren den Grund dafür, dass die Absatzzahlen aller Konsolen seit Jahren stagnieren.

Würde Sony die neue Playstation deshalb in einen digitalen Alleskönner verwandeln? In eine Appschleuder, mit der man die Morgengazette in 3D ausdrucken kann, während man olinebanked? Microsoft, Sonys Hauptkonkurrent, hat genau das mit der neuen Xbox vor. Oder besinnt sich Sony darauf, was eine Spielkonsole im Kern ist? Nämlich eine SPIELkonsole, die Spaß machen soll. Kein PC, kein Tablet, kein Smartphone. Knopfdrücken, Joystick nehmen, Zocken. Ein Spielzeug eben.

Ehrliches Spielzeug

Die Playstation 4 muss natürlich trotzdem Zukunft sein. Aber diese Zukunft sollte vor allem schönere Grafik und intuitivere Steuerung bringen. Es muss um das Spielgefühl gehen. Viele Spiele, nicht viele Funktionen. Das ist die richtige Formel. So wie früher, zurück in die Zukunft.

Die Playstation 4 muss ein Gerät sein, dass ein ganzes Asylantenheim einen Abend lang von den täglichen Problemen ablenken kann, ohne mit Zwangsupdates und Online-Profilregistrierung zu nerven. Dann wird sie wieder so erfolgreich, wie in der goldenen Ära der 90er, als Sony weltweit 105 Millionen Geräte absetzte und den Markt für immer veränderte.

Für welchen der Wege hat sich Sony schlussendlich entschieden?

Für beide. Und das sogar ziemlich gelungen. Sony hat sein neues Produkt im Rahmen des Digitalisierungsdrucks adäquat modernisiert. Ohne den Schwerpunkt zu sehr vom Zocken wegzuverschieben. Die Verbindung zu sozialen Netzwerken wurde stark ausgebaut.

Der neue Controller Dualshock 4 hat neben den üblichen Knöpfen eine „Share“-Taste, die es ermöglicht, Videomitschnitte der eigenen Spielszenen bei Facebook zu posten. Wenn also irgendwo ein Kind im Asylbewerbeheim einen „Njemez“ besonders böse vermöbelt hat, kann er/sie das gleich mit der Welt teilen. Eigentlich ganz geil.

Spiele kann jeder direkt downloaden und erstmal können sie auch kostenfrei per Stream angespielt werden, um zu sehen ob es fetzt. Und während das Spiel eigentlich noch geladen wird, kann schon das erste Level gespielt werden. Weniger warten, schneller zocken, nicht erst zum Laden tingeln müssen. Da lässt sich eigentlich nichts gegen einwenden.

Sexy Grafik

Über allem thront aber selbstverständlich die Frage nach der Grafik. Die Konsole basiert auf einer CPU mit acht Kernen. Entwicklungschef Mark Cerny sprach von einem „supercharged X86“-Hauptprozessor. Fachchjapanisch. Das einzig wichtige daran: Die Demos sind eine Augenweide. Die Grafik erscheint auf jeden Fall sexy und stark weiterentwickelt.

Zu meiner Playstation kam ich damals übrigens, weil mein Vater mir eine Billigvariante aus China mitgebracht hat. Wie viel ein Kind, das heute zum populärsten Jungen im Asylheim werden will, für die PS4 berappen muss, ist unklar. Diese Frage hat Sony bei der Präsentation ausgeklammert. In Europa wird sie wohl etwa 400 Euro kosten.

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