Was bedeutet der 1. Mai für Jugendliche?: Verlockender Mythos

Wenn man an den 1. Mai denkt, ist das aufregend. Und ein Anlass, sich mit Politik auseinander zu setzen. Ein Kurzessay.

Myfest 2016

Voll, voller, Myfest. Foto: dpa

Die anfängliche Faszination Jugendlicher für den 1. Mai liegt eigentlich nicht wirklich in der Idee oder der Bedeutung hinter diesem besonderen Tag begründet. Natürlich gibt es da auch Ausnahmen, aber normalerweise ist es vor allem ein Gefühl, dass irgendwie ausschlaggebend ist: Wenn man an den 1. Mai denkt, ist das aufregend.

Es ist bei jungen Menschen – meistens bei denen, die keine wirkliche Verbindung zur linken Szene haben –, eher eine romantische Vorstellung, Teil einer Gruppe zu sein, die sich gegen das System stellt. Dabei denkt man an Krawalle, Prügeleien mit der Polizei und brennende Autos. Und ich mache da für mich gar keine Ausnahme. Vor zwei Jahren bin ich das erste Mal mitgelaufen und hatte, außer einer gewissen Grundvorstellung, eigentlich noch gar keine Ahnung, worum es geht.

Jetzt kann man einerseits sagen, dass es dumm und schädlich ist, wenn Menschen nur des „Nervenkitzels“ wegen auf eine Demo gehen. Ich würde dem auf jeden Fall zustimmen. Denn, was würde aus der Bedeutung einer Demo werden, wenn die meisten Teilnehmer nur hingehen würden, um Steine zu schmeißen?

Aber andererseits habe ich durch diese anfängliche Faszination überhaupt erst angefangen, mich mit den Gedanken und Ideen dahinter auseinanderzusetzen. Mich überhaupt mehr mit Politik zu beschäftigen. Sich Gentrifizierung und anderen Themen zu widmen, wäre mir davor nie eingefallen. Das ist etwas, dass ich unter anderem der 1.-Mai-Demonstration zu verdanken habe. Denn es sind heutzutage nicht mehr die eigenen Überzeugungen, sondern der Mythos des 1. Mai, der einen als jungen Menschen das erste Mal zur Demo lockt.

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