Warnstreik im Pflegeheim: Pfleger streiken für mehr Lohn

Warnstreik beim Pflegeheimbetreiber Alpenland in Marzahn-Hellersdorf. Beschäftigte fordern die Angleichung ihrer Verträge an die der Kollegen in Westberlin.

Kein leichter Job - dafür schlecht bezahlt: Altenpflege. Bild: AP

Es ist eisig kalt in Biesdorf, doch die Beschäftigten des Pflegeheimbetreibers "Alpenland" schreckt das nicht ab. Rund 50 von 220 Angestellten beteiligten sich am Dienstagvormittag an einem von der Dienstleistungsgewerrkschaft Ver.di organisierten Warnstreik. Sie wollen mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und die Angleichung der Tarife von Ost und West. "Die Wende war vor 20 Jahren. Wir wollen jetzt endlich mit dem Westen gleichgestellt werden - gleicher Lohn, gleiche Bedingungen und gleiche Freizeit", fordert eine Angestellte.

Das Geschäft mit der Pflege alter Menschen ist eine boomende Industrie. Seit Jahren steigt die Zahl der Beschäftigten. In Deutschland arbeiten etwa 400.000 Menschen als Altenpfleger - in Berlin sind es laut Ver.di rund 25.000 Arbeitnehmer, die in rund 800 Senioreneinrichtungen arbeiten. Seit August gibt es für ungelernte Pflegehelferinnen- und helfer einen Mindestlohn von 8,50 Euro in den alten und 7,50 Euro in den neuen Bundesländern. "Aber die meisten Unternehmen zahlen noch keinen Mindestlohn", so Meike Jäger von Ver.di Berlin-Brandenburg. Oft würden Extraleistungen mit dem eigentlichen Stundenlohn verrechnet. Bei einer Vollzeitstelle würde man mit dem Mindestlohn 1.478 Euro brutto bekommen. Viele würden aber nur mit rund 1.300 Euro nach Hause gehen. Vor allem Frauen arbeiten in der Pflege. "Auf unserer Station sind zwölf Frauen und drei Männer", erzählt eine Streikende bei Alpenland. "Unsere Arbeit wird einfach nicht genug gewürdigt", sagt ein Angestellter. Dabei sei die Arbeit als Pfleger hart und man trage viel Verantwortung: "Bei der Vergabe von Medikamenten und Spritzen kann man schnell Fehler machen." Für Gespräche mit den Senioren habe man auch kaum Zeit.

Seit nunmehr fünf Jahren laufen nach Informationen von Ver.di die Tarifverhandlungen bei Alpenland. Angestellte erzählen, dass sie seit zehn Jahren den gleichen Lohn bekommen. "Dabei haben sich alle Kosten erhöht", kommentiert eine Pflegerin.

Jetzt hat das Unternehmen ein Angebot von mindestens 2,5 Prozent mehr Gehalt vorgelegt. "Aber was die dafür alles haben wollen", beschwert sich eine Streikende. Zehn-Stunden-Schichten, der Wegfall von Überstundenzuschlägen und eine 5,5-Tage-Woche seien die Forderungen. "Was habe ich bei den Arbeitsbedingungen noch von der Familie", macht eine weitere Angestellte ihrem Unmut Luft.

Den Beschäftigten in den vier Standorten in Marzahn-Hellersdorf geht es vor allem um die Angleichung ihrer Verträge an die ihrer Kollegen in Steglitz-Zehlendorf. "Im Westteil kriegen die Kollegen locker 300 Euro mehr", sagt ein Pfleger.

Unterdessen beschuldigt die Geschäftsführung von Alpenland Ver.di, den Tarifabschluss mit dem Warnstreik zu gefährden. Zu dessen Beginn verteilte das Unternehmen ein Flugblatt, in dem es Ver.di beschuldigt, mehr an seine schrumpfenden Mitgliederzahlen als an einen Abschluss der Tarifverhandlungen bei Alpenland zu denken.

Nach dem Warnstreik kam es laut Ver.di noch am Dienstag zu einem Vier-Augengespräch zwischen den Tarifparteien. Der Warnstreik habe aber zu keinen substantiellen Zugeständnissen seitens des Arbeitgebers geführt. Dementsprechend sei die Stimmung bei den Beschäftigten schlecht. Bei Alpenland geht man unterdessen davon aus, dass es noch zu einer Einigung kommt, so Geschäftsführer Hans-Joachim Fischer.

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