Warme Wasserströme gefährden Korallen: Ausgebleichte Nesseltierkolonien
Die hohen Ozeantemperaturen treiben Algen aus dem Inneren der Korallenriffe vor Hawaii. Die Organismen verhungern, das Ökosystem leidet.
HONOLULU ap | Zahlreiche Korallen vor Hawaii sind wegen ungewohnt warmer Wasserströme in ernster Gefahr. Die hohen Ozeantemperaturen hätten zur Ausbleichung der lebenden Organismen geführt, teilten Forscher des örtlichen Instituts für Meeresbiologie am Dienstag mit. Betroffen ist demnach vor allem das 1.600 Kilometer nordwestlich von Honolulu gelegene Lisianski-Lagunenriff. Auch in den Atollen Midway, Pearl und Hermes sei das Phänomen aufgetreten, wenn auch nicht so stark.
Zu massenhafter Ausbleichung kommt es in der Regel, wenn die Korallen übermäßig warmen Temperaturen ausgesetzt sind. Das Warmwasser drängt die Algen aus dem Inneren der Nesseltiere, wodurch diese praktisch aushungern und absterben können. Dies kann sich dann negativ auf Ökosysteme auswirken: Korallenriffe bieten Fischen und anderer Meeresfauna wichtigen Lebensraum. Zudem dienen sie bei Stürmen als natürlicher Schutz der Küstengebiete.
Die Meeresbiologin Courtney Couch sprach nach der Rückkehr von zwei Forschungsreisen in das Gebiet denn auch von einer „düsteren“ Lage. An einer seichten Stelle im Lisianski-Riff seien 90 Prozent der Korallen ausgebleicht, sagte sie. Das sei ein großes Problem – vor allem mit Blick auf Vorhersagen der Wärmebelastung der Korallen in den kommenden Monaten. Demnach dürfte es bis Ende Oktober bei dem aktuellen Niveau bleiben und dann allmählich heruntergehen.
Ursache für die ungewöhnlichen Wassertemperaturen sei das Auftreten von El Niño, jene Strömungen, die zur Erwärmung der zentralen Pazifikregion und weltweiten Klimaveränderungen führen. Laut Couch beginnen Korallen nach rund acht Wochen hoher Wärmebelastung zu sterben. In diesem Jahr musste das Lisianski-Lagunenriff bereits zehn Wochen unter diesen Bedingungen durchstehen. Doch bestehe Hoffnung, da es einigen Korallen immer noch verhältnismäßig gutgehe. Eine genaue Bilanz über den Zustand der Organismen können Wissenschaftler jedoch erst nächsten Sommer ziehen.
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