: Wann versteht der Minister das?
betr.: „Neues Lernen? Noch nie gehört!“, taz vom 18. 11. 06
Beifällig nickend nimmt der taz-Redakteur das Diktum des Bayern zur Kenntnis: „Was muss ich denn noch tun, damit die [die Lehrer] das verstehen.“ Über 80 Prozent der Mathematiklehrer, so erfährt der erschreckte Leser anschließend, geben an, dass sie „selten oder nie“ mit individuellen Arbeitsplänen arbeiten. Arm in Arm mit dem reformfreudigen Kultusminister folgert die taz, dass die vermeintliche Misere an der beinahe schon kriminellen Trägheit und bösartigen Starrsinnigkeit der Lehrer liegt.
Kann die taz vielleicht irgendwann mal wieder Journalismus betreiben, statt Minister- und Agenturmeldungen nachzudichten? Eine Anfangsfrage wäre vielleicht, welcher Kultusminister seine politische Richtung in der Schulpolitik nach dem vermeintlichen Pisa-Debakel auch nur im Geringsten modifiziert hat. Außerdem: Welche Maßnahmen der Kultusbürokratie nach Pisa waren überhaupt zielführend. Ich behaupte, man wird herausfinden, dass die Verantwortlichen weder umgedacht haben, noch dass die meisten der Maßnahmen auf das Beheben der Schwachstellen zielten.
Ich arbeite als Mathematiklehrer „selten oder nie“ mit individuellen Arbeitsplänen, obwohl ich dazu verpflichtet bin. Meine Kultusministerin gibt mir für die individuelle Betreuung eines Schülers in der Woche nämlich weniger als 4 Minuten Zeit. Jeder Förderplan ist freiwillige zusätzliche Arbeit. Systematische Probleme liegen in erster Linie am System und nicht an den Individuen. Und für das System ist unter anderem der bayerische Kultusminister zuständig. Ich bin völlig ratlos, was ich als Teil der interessierten Öffentlichkeit tun kann, damit der das endlich versteht. KLAUS FÜLLER, Kassel