■ Querbild: Walking, Talking
Tja, das Leben. Es ist schwer und lustig, zu leicht und zu anstrengend. Und hinter jeder Ecke schauen jene kleinen Mißverständnisse und banalen Probleme hervor, die einem den Alltag vermiesen: mit den Eltern, dem anderen Geschlecht, dem Arbeitgeber. Um nichts anderes geht es in dem sehr leichten Film Walking and Talking, den die britische Regisseurin Nicole Holofcener in New York gedreht hat. Die Figuren gehen durch die Straßen, und sie reden miteinander. Das ist beinahe schon alles. Und doch ist damit beinahe noch gar nichts über diesen Film gesagt.
Walking and Talking ist einer jener Filme, die ihre großen Ambitionen in den Kleinigkeiten verstecken. Er ist sehr genau gearbeitet. Es gibt viele Szenen, die man als Lieblingsszenen nach dem Kinobesuch gerne weitererzählt, etwa wenn Frank (Todd Field) seiner Laura (Anne Heche) den Hochzeitsantrag nach dem gemeinsamen Pinkeln noch auf dem Klo macht. Oder wenn Amelia (Catherine Keener) und ihr neuer Lover zum ersten Mal miteinander ausgehen. Er nimmt sie zu einer Ausstellung über freakige Monstermasken mit. „Man braucht vielleicht eine besondere Einstellung dazu, um sie schätzen zu können“, sagt er. Und sie nimmt alle Kraft zusammen, diese Einstellung zu kriegen, um nur ja etwas Gemeinsames mit diesem Mann zu entwickeln.
Es geht in diesem Film um Menschen wie du und ich, um Thirty-somethings, die mittelmäßig gebildet sind, irgendwie selbstironisch zu sich stehen, ansonsten ein gewisses Verhältnis zu den üblichen Psychomacken haben und gerade dabei sind, ihr Leben doch noch auf die Reihe zu kriegen. Dabei schwebt über den Bildern eine durchaus hedonistisch-liberal-abgeklärte Grundhaltung: Alles ist in Ordnung, was du aus deinem Leben machst, scheinen die Bilder zu sagen, du mußt nur selbst damit einverstanden sein. Ein bißchen sieht Nicole Holofceners Film so aus, als sei Mike Leigh, der Doyen der britischen Filmkunst, plötzlich gnädig geworden. aaaaDirk Knipphals Neues Broadway
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