: Waldheim belastet
■ Russell–Tribunal: Waldheim war an Verhören und Hinrichtungen von Gefangenen in Bosnien (Jugoslawien) beteiligt
Belgrad (afp) - Der österreichische Staatspräsident Kurt Waldheim hat 1942 zur Zeit der „Befriedung“ Bosniens durch die Nazis einer Einheit angehört, die mit Verhören und Hinrichtungen von Gefangenen beauftragt war. Dies erklärte am Montag in Belgrad der Vorsitzende des Russell–Tribunals, der jugoslawische Historiker Wladimir Dedijer. Waldheim hatte nach monatelangem Leugnen zugegeben, daß er im Sommer 1942 in Jugoslawien im Kozara– Massiv im Rahmen der Offensive der deutschen Wehrmacht Dienst getan hat. Die Offensive hatte Tausende von Toten unter den jugoslawischen Partisanen gefordert und 90.000 Menschen, darunter 22.000 Kinder, waren deportiert worden. Waldheim hat laut Dedijer nach den vorliegenden Dokumenten aus US–amerikanischen und jugoslawischen Archiven als dritter Ordonnanz–Offizier der Abteilung 1–C der „Kampfgruppen West–Bosnien“ gedient, die mit Verhören und Hinrichtungen von Gefangenen beauftragt war. Dedijer zitiert als Beweis eine Depesche vom 1. August 1942, die von der Abteilung 1–C unterzeichnet ist und in der Einzelheiten über die Hinrichtung von 49 gefangenen Partisanen, darunter acht Frauen, im Gebiet von Poijedor (Bosnien), geschildert werden. Dedijer verwies auch auf die militärischen Auszeichnungen, die Waldheim von der kroatischen Kollaborations–Regierung „für Mut im Kampf gegen die Rebellen in West–Bosnien“ verliehen worden sei, während Waldheim versichert, er habe nicht gekämpft. Das Russell–Tribunal wiederholte, daß es in Wien eine Sitzung abhalten und „zusammen mit Waldheim sämtliche relevanten Dokumente untersuchen“ will.
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