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■ WahltagKohl hat's im Griff und Immel im Gefühl

Eike Immel, Torwart des VfB Stuttgart, hat am Pfingstmontag einen besonderen Auftritt in Berlin: Er darf den Bundespräsidenten mitwählen. Seitdem hat der 33jährige nur einen Kummer – er könnte in zig Talk-Shows auftreten, aber eben in seiner Eigenschaft als „Politiker“. Einmal als Fußballer so gefragt sein, das würde ihn freuen.

taz: Herr Immel, wie sind Sie denn zu der Ehre gekommen, Roman Herzog wählen zu dürfen?

Kein wilder Typ Foto: Norbert Schmidt

Eike Immel: Das war Zufall. Ich habe Günther Oettinger (CDU- Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag, d. Red.) beim Italiener getroffen, er hat mich gefragt, ob ich mitwählen will, und ich habe zugesagt, ohne lange zu überlegen. Ich tue für die Partei, was in meinen bescheidenen Möglichkeiten steht.

Sind Sie CDU-Mitglied?

Nein, aber CDU-nahe. Ich bin vom Naturell her ein konservativer Typ. Ich bin da familiär vorbelastet. In Erksdorf, wo ich aufgewachsen bin und mein Opa Bürgermeister war, haben alle CDU gewählt.

Das ist nun eine Weile her.

Ich finde auch heute, daß die CDU gut ist für Deutschland. Bei Kanzler Kohl weiß man, woran man ist. Er hat noch alles im Griff. Das habe ich im Gefühl.

Das wird Ihren Präsidenten Mayer-Vorfelder freuen. Hat's schon Gehaltserhöhungen gegeben?

Das hat mit Geld nichts zu tun. Wenn ich keine Leistung bringe, nützt mir auch das CDU-Ticket nichts. Aber MV hat mir gratuliert.

Vom Gehaltsgefüge her müßten Sie eigentlich in der Partei der Besserverdienenden sein.

Die FDP ist ja mit in der Regierung, und das soll auch so bleiben.

Die SPD gefällt Ihnen nicht, weil sie die Villen im Tessin wegnimmt?

Bei der SPD weiß man nie, was kommt.

Oder sind Sie sauer auf Scharping, weil er Berti Vogts als „Auslaufmodell“ beschimpft hat?

Das „Auslaufmodell“ hat ihm wahrscheinlich sein Busenfreund Toppmöller ins Ohr geflüstert. Der mag Berti nicht.

Und wie wär's mit den Grünen?

Die gefallen mir überhaupt nicht. Die sind mir zu chaotisch.

Sie waren doch selbst mal ein wilder Hund. Mit Zocken, schnellen Autos, Frauen und so.

Damals war das in der Profi-Szene gang und gäbe. Da habe ich mich schnell angepaßt. Aber die Eskapaden sind zehn Jahre vorbei, man wird älter und ruhiger. Heute bin ich im Wohltätigkeitsbereich für alles zu haben.

Konnten Sie Ihre Mitspieler auch schon überzeugen?

In meiner Mannschaft setzen sich 90 Prozent der Spieler nicht mit Politik auseinander. Da nutzen Ratschläge wenig.

Lauter hirnlose Kicker?

Das darf man so nicht sehen. Fußball ist auch gedanklich ein Full-time-Job. Das kann einen von morgens bis abends beschäftigen. Über den Tellerrand schaut man erst später raus, wenn man Familie und Kinder hat. Dann stellt man fest, daß das Leben nicht nur aus Fußball besteht.Interview: Josef-Otto Freudenreich

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