Wahlrechtsreform in Texas: Dunkler Tag für Demokratie in Texas
Der texanische Kongress hat den Weg für eine Wahlrechtsreform freigemacht. Das Gesetz schränkt die Möglichkeiten zur Stimmabgabe massiv ein.
US-Präsident Joe Biden kritisierte die Reform scharf: Das Gesetz sei ein Angriff auf das „heilige Recht zu wählen“, erklärte Biden am Samstag. „Es ist falsch und es ist unamerikanisch.“ Im 21. Jahrhundert sollte es Wahlberechtigten leichter und nicht schwerer gemacht werden, ihre Stimme abzugeben.
Mit der Behauptung, die Reform sei notwendig, um die Sicherheit der Wahlen zu garantieren, schränkt das Gesetz die Möglichkeiten der Stimmabgabe erheblich ein. Unter anderem sollen sowohl 24 Stunden lang geöffnete als auch sogenannte Drive-In-Wahllokale verboten werden.
Neue Briefwahlauflagen sind ebenfalls vorgesehen: So dürfte die Wahlbehörde nicht mehr grundsätzlich an alle Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen aussenden. Das neue Gesetz würde einschränken, wer überhaupt zur Briefwahl berechtigt ist. Mit neuen Anforderungen an die Identitätsfeststellung für Briefwähler*innen würden ganze Bevölkerungsgruppen benachteiligt. Zudem wäre es künftig untersagt, Zelte, Garagen oder Container als mobile Wahllokale zu nutzen.
Wahlanfechtung wird leichter
Darüber hinaus stärkt das Gesetz die Befugnisse parteigebundener Wahlbeobachter*innen und macht die Anfechtung von Wahlen sehr viel leichter. Es muss dann nicht mehr bewiesen werden, dass ein mutmaßlicher Betrug tatsächlich den Ausgang einer Wahl verändert hat, sondern nur, dass die Gesamtzahl umstrittener Stimmen mindestens der Differenz zwischen Sieg und Niederlage entspricht. Das gilt auch, wenn die umstrittenen Stimmen für die unterlegene Seite abgegeben worden wären.
Sarah Labowitz von der texanischen Sektion der Bürgerrechtsorganisation ACLU sagte in einer Stellungnahme: „Im Schutze der Dunkelheit hat das Repräsentantenhaus von Texas gerade eines der schlimmsten Antiwahlgesetze des ganzen Landes verabschiedet. Die Texaner haben Besseres verdient, als morgens zu der Nachricht aufzuwachen, dass ihre Vertreter gerade ein Gesetz durchgeprügelt haben, das es härter und furchterregender macht, an unserer Demokratie teilzuhaben.“
Mit dem Gesetz verfolgen die Republikaner*innen zwei Ziele: Einerseits spielt es der von großen Teilen der Basis geteilten Trump-Lüge in die Hände, die Wahlen im November seien nur durch Betrug verloren worden und dem müsse nun Einhalt geboten werden. Vor allem aber geht es um den Versuch, die demografischen Verschiebungen, die republikanische Wahlsiege immer unwahrscheinlicher machen, durch verschärfte Regelungen auszugleichen.
So ist der texanische Vorstoß nur eine von vielen republikanischen Initiativen. Auch in Georgia und Florida sowie elf weiteren Bundesstaaten haben die Republikaner*innen laut einem Bericht des Brennan Centers allein in diesem Jahr Wahlrechtsverschärfungen auf den Weg gebracht. Florida und Texas sind dabei national die wichtigsten: 70 Wahlleute stehen für Präsidentschaftswahlen in beiden Bundesstaaten zur Disposition.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“