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WahlergebnisseKenianer strafen Establishment ab

Bei den Wahlen verlieren zahlreiche Vertreter des korrupten Polit-Elite ihre Sitze, und auch Präsident Kibaki liegt hinten. Der Opposition dauert die Auszählung zu lange.

Auch Friedensnobelpreisträgerin Maathai wurde nicht mehr wiedergewählt. Bild: reuters

NAIROBI taz Für Kenias Noch-Umweltminister David Mwararia war es ein beschämender Abtritt. Unter Polizeischutz musste er sich seinen Weg von der Wahlzentrale durch eine Horde johlender Jugendlicher bahnen, die den 69-Jährigen auslachten und zum Teufel wünschten. Seit 15 Jahren hat Mwararia seinen Wahlkreis im Osten Kenias als Abgeordneter vertreten - jetzt ist Schluss. Und er ist nicht der einzige prominente Politveteran, den Kenias 14 Millionen Wähler bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom 27. Dezember aus dem Amt geworfen haben. Zu denen, die nicht im neuen Parlament vertreten sein werden, gehören etwa der gerade erst 80 gewordene Vizepräsident Moody Awori, die drei früher gefürchteten Söhne des 2002 abgewählten Ex-Potentaten Daniel arap Moi und mindestens 12 weitere Minister des seit 2002 amtierenden Präsidenten Mwai Kibaki. Auch Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai fliegt aus dem Parlament.

Ob Präsident Kibaki selber es schafft, im Amt zu bleiben, war am Freitag fraglich. Teilergebnisse sahen nach der Auszählung von fast einem Drittel der abgegebenen Stimmen Oppositionsführer Raila Odinga deutlich in Führung. Dem größten Fernsehsender NTV zufolge kam Odinga auf 56 Prozent der Stimmen, Kibaki auf 37. Die offizielle Auszählung hingegen ging so langsam vor sich, dass der Unmut selbst innerhalb der Wahlkommission zunahm: Fast 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale hatte sie erst die Ergebnisse aus 12 von 210 Wahlkreisen vorliegen. "Wir wollen die Ergebnisse jetzt, das Land wird unruhig", rief Wahlkommissar Jack Tumwa die Kreiswahlleiter zu mehr Eile auf.

In den Hochburgen der Opposition mehrten sich Vorwürfe, die Regierung versuche, die Ergebnisse zu fälschen, und spiele deshalb auf Zeit. "Ist das die Strategie, um uns eine ungeliebte Regierung aufs Auge zu drücken?", fragte etwa der Generalsekretär von Odingas Partei ODM (Orange Democratic Movement), Joseph Nyagah, und forderte, die Ergebnisse müssten am Freitag komplett veröffentlicht werden.

Doch am Nachmittag waren etwa in der Hauptstadt Nairobi erst 5 Prozent aller Stimmen ausgezählt. Alexander Graf Lambsdorff, der Chef der EU-Wahlbeobachter, lobte die Gewissenhaftigkeit der Wahlbeamten. "Aber irgendwann ist die Zeit nicht mehr dein Freund und die Leute wollen Ergebnisse sehen." Viele befürchten, dass Gerüchte vor allem in den Slums der Hauptstadt Nairobi und im Westen des Landes eine Kettenreaktion von Gewalt in Gang setzen könnten. In beiden Regionen waren schon am Wahltag bei einer Schießerei und mehreren Schlägereien fünf Menschen ums Leben gekommen.

Den Abtritt von Kenias seit Jahrzehnten regierender Gründergeneration und den sich anbahnenden politischen Generationswechsel begrüßten zumindest Wähler jeder Couleur. "Endlich sind wir diese Schmarotzer los", wetterte etwa eine Tankwartin, die Kibaki gerne weiter im Amt sehen würde. Dass jetzt junge Abgeordnete ins Parlament einziehen, viele von ihnen zum ersten Mal, erfüllt sie mit Hoffnung auf eine bessere Politik - obwohl die meisten der Neulinge Odingas Partei angehören.

Das gerade abgetretene Parlament hatte sich mit seiner Raffgier einen Namen gemacht. Dass ein Politiker wie Mwararia überhaupt noch einmal angetreten war, obwohl Tonbandaufnahmen ihn als Schlüsselfigur im größten Korruptionsskandal der Kibaki-Regierung auswiesen, hatten viele schon für ein Unding gehalten. Seine Abwahl stieß deshalb jetzt auch außerhalb seines Wahlkreises auf freudige Zustimmung.

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