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Archiv-Artikel

Wahlergebnisse lassen auf sich warten

Stimmenauszählung in Albanien verzögert sich. Teilresultaten zufolge liegen oppositionelle Demokraten vorn

TIRANA afp/rtr/taz ■ Auch zwei Tage nach den Parlamentswahlen in Albanien gibt es noch immer keine ersten verlässlichen Ergebnisse. Stattdessen gab es gestern Nachmittag widersprüchliche Angaben. So meldete die Nachrichtenagentur Agence France Presse unter Berufung auf die Wahlkommission, die oppositionelle Demokratische Partei des albanischen Expräsidenten Sali Berisha habe die Parlamentswahl in Albanien laut Teilergebnissen gewonnen. So holte die Partei mindestens 53 der 100 Wahlkreise. Die Sozialistische Partei des amtierenden Regierungschefs Fatos Nano gewann demnach in 35 Wahlkreisen. Die Ergebnisse beruhten auf der Auszählung der Stimmzettel in 91 der 100 Wahlkreise.

Demgegenüber berichtete die Nachrichtenagentur Reuters ebenfalls unter Berufung auf die Wahlkommission, dass erst 77 Wahlzentren ihre Arbeit abgeschlossen und nur 5 ihre Ergebnisse übermittelt hätten. Zudem sei es zu weiteren Verzögerungen der Auszählung gekommen, weil in 15 von 100 Auszählungszentren Helfer ihre Arbeit eingestellt hätten. „Sie folgen Parteianweisungen von beiden Seiten“, sagte ihr Sprecher Erton Sinani. „Wenn sie nicht kooperieren, kann sich das bis August hinziehen.“

Präsident Alfred Moisiu rief die Auszähler auf, ihre Arbeit fortzusetzen. „Wir können keinen Versuch hinnehmen, Spannungen oder Hindernisse zu schaffen, die das politische Klima, die Stimmenauszählung und die Bekanntgabe der Ergebnisse beeinträchtigen“, sagte Moisiu. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) rief die Wahlhelfer auf, mit der Stimmenauszählung fortzufahren.

Die OSZE, das Europaparlament und der Europarat hatten 450 Beobachter zu den Wahlen nach Albanien entsandt. Zu vergeben waren 140 Sitze, davon 100 in Einerwahlkreisen sowie 40 über die Parteilisten. In einem ersten Bericht war die Wahl am Sonntag als grundsätzlich friedlich und bis zu einem Maße demokratischen Standards entsprechend bezeichnet worden. Es sei ein Fortschritt gegenüber früheren Wahlen zu verzeichnen. Allerdings habe es Mängel bei der Organisation gegeben. Der schwerste Zwischenfall war der gewaltsame Tod eines Wahlhelfers, der in einem Wahllokal in der Hauptstadt Tirana erschossen wurde. Am Montag kamen in der südlichen Stadt Lushnje zwei Menschen bei Kundgebungen ums Leben. Die Umstände waren laut Polizei unklar.

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