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■ Wahlen in Albanien: Ein erster Schritt zur NormalitätViele Fragen an siegreiche Sozialisten

Klar ist, die künftige albanische Regierung wird ein Sozialist führen. Klar ist aber auch, dieses eindeutige Wählervotum, das den neuen Machthabern unter Umständen sogar zu einer Zweidrittelmehrheit im Parlament verhelfen könnte, hat nichts mit einer wie auch immer gearteten Nostalgie des Volkes für alte Zeiten zu tun. Und auch nicht damit, daß die Menschen plötzlich in den Sozialisten eine wirkliche politische Alternative zu Staatspräsident Sali Berisha und seiner Demokratischen Partei entdeckt hätten.

Die Mehrheit der AlbanerInnen hat am vergangenen Sonntag ihre Stimme gegen Staatschef Berisha abgegeben. Einen Mann, der, Anfang der 90er Jahre als Hoffnungsträger angetreten, nicht zögerte, bewaffnete Truppen in den aufständischen südlichen Teil des Landes zu schicken und, um des Machterhaltes willen, auch rund 2.000 Tote in Kauf nahm.

Nun läßt sich ja mit Chaos und dem Versprechen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, vielleicht ganz gut Wahlkampf, aber noch lange keine Regierungspolitik machen. Und so werden sich die Sozialisten ganz schnell auf viele Fragen eine Antwort einfallen lassen müssen, die sie bislang schuldig geblieben sind. Wie und wovon wollen sie, wie vor den Wahlen versprochen, das Geld zurückzahlen, das viele durch die Zusammenbrüche der Pyramiden verloren haben? Wo sollen Auslandsinvestitionen herkommen und wie die dafür notwendigen Strukturen geschaffen werden? Und nicht zuletzt: Wie soll das gespaltene Land wieder zusammengeführt und der Süden entwaffnet werden? Die Lösung des letzten Problems hängt sicher zu einem großen Teil an der Person Berisha. Doch auch wenn der Staatschef abtritt, ist damit eine dauerhafte Beruhigung der Lage noch keineswegs garantiert.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat den Verlauf der Wahlen im großen und ganzen als „normal“ bezeichnet. Wobei die Tatsache, daß ein Toter am Wahltag kaum mehr als eine Randnotiz wert ist, ohnehin die Frage aufwirft, was eigentlich als normal zu bezeichnen ist. Dessen ungeachtet steht jedoch fest: Die Wahlen haben Albanien der Normalität ein Stück nähergebracht. Doch auf dem Weg zu einer – vielfach gepriesenen und sowohl in Albanien als auch im Ausland erhofften dauerhaften – Stabilität sind sie allenfalls ein erster Schritt. Mehr nicht. Doch das ist schon viel. Jedenfalls in Albanien. Barbara Oertel

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