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Wahlen: Sturmtief bei stabilen Prognosen

■ Morgen abend hat der Mantel der Geschichte ausgerauscht, beginnt die Suche nach der Normalität

Bonn/Berlin (taz) — Deutschland zum letzten..., morgen abend wird ausgezählt. 15 Minuten nach den ersten Hochrechnungen ist auch der letzte Rest der verbliebenen Spannung vorbei, stehen nach dem um zwei Monate verlängerten „Jahr der Einheit“ die Probleme bei der Rückkehr zur Normalität wieder auf der Tagesordnung. Zum letzten Mal wird die Geschichte bemüht, wenn Kanzler Kohl zur ersten freien Wahl für alle Deutschen seit 1932 aufruft, um nun endlich den Lohn der Angst für den „Ritt über das dünne Eis“ des letzten Jahres einzuheimsen. Bis zuletzt sind sich die Meinungsforscher darin einig, daß Kohl einem sicheren Sieg entgegengeht. Im einzelnen prognostizieren sie unverändert für die Union 45 %, für die FDP knapp unter 10 %, für die SPD um 40 minus „X“ gleich 35 % und für die Grünen rund 6,5 %. Wiewohl Skeptiker behaupten, Wahlforschung sei nichts anderes als Kaffeesatzlesen, glaubt doch im ernst nicht einmal mehr der Kandidat des „Neuen Weges“ daran, als erster über die Ziellinie zu kommen, auch wenn die SPD in den letzten Tagen noch eine Trendwende ausgemacht haben will.

Für die Union, die im Wahlkampf völlig hinter den Plakaten ihres Kandidaten verschwand, wird sich bereits ab Montag die Frage stellen, wie sie das Image des Einheitskanzler-Wahlvereins wieder loswird. Die SPD kann sich dann endlich damit befassen, ob sie wirklich die Partei ist, die Lafontaine im Wahlkampf dargestellt hat, und die Grünen, zusammen mit der Bürgerbewegung aus der ehemaligen DDR, werden wissen, ob sie ein Opfer der Wiedervereinigung geworden sind oder nun beginnen können, Demokratie jetzt und das Primat der Ökologie einzufordern. Der Souverän wird nach den Prognosen der Wetterforscher am Wahltag nicht nur mit dem Abstimmungszettel sondern vor allem mit Schnee, Eis und Sturm zu kämpfen haben. Zur Wahl siehe SEITEN 4, 7, 10, 21

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