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Waggons verschifft / ICE verreist auf Faust

■ Schnellzug probeweise nach USA verliehen

Waggons verschifft

ICE verreist auf Faust

Schnellzug probeweise nach USA verliehen

Ohrenbetäubendes Klirren von Zurrketten, Gestank von Dieselabgasen und hektische Betriebsamkeit beherrschen die Szene im Ladedeck des schwedischen Autotransporters „Faust“. Ein mehr als 500 Tonnen schwerer Intercity- Expreß (ICE) wird auf gummibereiften Trailern an Bord gerollt und verzurrt. Zwei Triebköpfe und sechs Wagen — gekennzeichnet mit einem rot-rosa Streifen und dem Signet der US-Eisenbahngesellschaft Amtrak — verschwinden im Bauch der schwimmenden Hochgarage. Wenige Stunden später verläßt sie den Bremerhavener Container-Terminal mit Kurs auf die amerikanische Stadt Baltimore.

Seit dem 1. April hatten die Elektrokonzerne Siemens und AEG den 200 Meter langen Hochgeschwindigkeitszug ICE auf US- Norm umgerüstet, um ihn zusammen mit Bundesbahn und Amtrak den Amerikanern zu präsentieren. Auf seiner PR-Tour soll der High-Tech-Zug vom Norden aus über fast alle US-Metropolen bis Florida und zurück nach Washington rollen, erzählte Siemens-Sprecher Andreas Panten bei der Verladung am Samstag in Bremerhaven das Werbeprojekt. Auf der nach einem amerikanischen Volksfest benannten Halloween- Tour gebe es auch Shows mit viel Spaß und Musik. Die fünfmonatige Demonstration soll mit einem regulären Fahrgastbetrieb zwischen New York und Washington im Oktober und November enden.

„Wir wollen den ICE weltweit vermarkten, mit dem amerikanischen Markt fangen wir an“, sagte der für Verkehrstechnik zuständige Siemens-Bereichsvorstand Wolfram Martinsen. Das 17 Millionen Mark teure Projekt sei gut angelegt. In den USA liege ein zukunftsträchtiger Markt. Die Amerikaner hätten den ökonomisch- ökologischen Wert ihres jahrelang vernachläßigten Eisenbahnverkehrs erkannt, meinte Martinsen. „Sie sollen die Wirtschaftlichkeit, den Energie sparenden Antrieb und Komfort deutscher Eisenbahntechnologie kennenlernen.“ Hagen Haastert (dpa)

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