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Waffenruhe beendetIsraeli in Gaza getötet

Nach einer Woche Waffenruhe stirbt ein israelischer Soldat. Der neue US-Vermittler George Mitchell unternimmt seinen Antrittsbesuch in der Region unter widrigen Umständen.

Waffenruhe? Ja. Frieden? Nein: Die Lage bleibt angespannt. Bild: dpa

JERUSALEM taz Der Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen ist kaum eine Woche her, und schon gibt es den ersten Toten. Ein israelischer Soldat starb bei der Explosion einer am Grenzübergang Kissufim versteckten Bombe, drei weitere wurden verletzt. Die Soldaten waren mit einem Jeep auf Patrouille. Kurz nach der Explosion kam es zu einem Schusswechsel. Verteidigungsminister Ehud Barak kündigte Vergeltungsmaßnahmen an. Auch Außenministerin Zippi Livni forderte eine "sofortige Reaktion".

Da es ein erklärtes Ziel der israelischen Militäroperation im Gazastreifen war, zu signalisieren, dass "es neue Spielregeln gibt", wie es Livni formulierte, war nicht zu erwarten, dass Israel den Angriff hinnimmt. Den neuen Regeln zufolge will Israel jeden Angriff beantworten. Unmittelbar reagierten die Soldaten mit Gewehrbeschuss auch aus Hubschraubern. In der Stadt Gaza kam es offenbar zu Explosionen. Am Nachmittag wurde bei einem Luftangriff im Süden des Gazastreifens ein Hamas-Mitglied verletzt. Noch hält sich die Provokation der Islamisten im Rahmen, da ihr Ziel Soldaten waren und nicht wie üblich die Zivilbevölkerung. Der Zwischenfall ereignete sich parallel zu den Verhandlungen, die palästinensische Delegierte mit dem ägyptischen Vermittler Omar Suleiman, Chef des Nachrichtendienstes, über eine Verlängerung des Waffenstillstands führen. Die von der Hamas zunächst auf eine Woche angesetzte Feuerpause endete gestern.

Israel fordert einen unbefristeten Waffenstillstand, während die Hamas, Berichten der Jediot Achronot zufolge, zu 18 Monaten bereit ist, vorausgesetzt, dass die Grenzen nach Israel und Ägypten geöffnet werden. Israel macht die Entlassung des seit knapp drei Jahren im Gazastreifen entführten Soldaten Gilad Schalit zur Bedingung für eine Öffnung der Grenze. Die Hamas wiederum will einen separaten Handel um ihre Geisel, für die sie die Freilassung von mehreren hundert palästinensischen Gefangenen fordert.

Bis zu den israelischen Wahlen am 10. Februar wird kaum mit einem Durchbruch in der Geiselfrage gerechnet. Ähnlich wenig wird der US-Sondergesandte George Mitchell ausrichten können, der am Mittwoch in Israel erwartet wurde. US-Präsident Barack Obama will indes keine Zeit verlieren, um den Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern "aggressiv" voranzutreiben, wie er in seinem ersten Interview im Amt gegenüber dem Fernsehsender al-Arabija betonte. "Wir kennen nicht immer alle entscheidenden Faktoren", räumte er ein. Er wolle zuerst "zuhören". Allzu oft hätten die USA versucht, den Konfliktparteien etwas zu "diktieren".

Mitchell will mit Israels Regierungschef Ehud Olmert und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammenkommen. Der ehemalige demokratische Senator hatte kurz nach Beginn der Zweiten Intifada eine Untersuchungsmission geleitet, deren Ergebnisse später die Grundlage für die von Israel und der PLO unterzeichnete "Roadmap" bildeten, dem "Fahrplan für den Frieden".

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5 Kommentare

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  • S
    Samanti

    @ t.s., da haben Sie recht, einen Palästinenser- präsidenten Mahmud Abbas gibt es nicht mehr, Amtszeit aus. Für 'die' Palästinenser spricht er so und so nicht, die Israelis dulden ihn halt, weil sie mit ihm bei Gesprächen leichteres Spiel haben. Währenddessen rüstet die EU mit Ix-Millionen seine 'Sicherheitskräfte' mit Schützenpanzer aus. Falls später irgendwelchen Palis das von Abbas unterzeichnete Abkommen nicht paßt.

  • K
    Kommentar

    Waffenruhe beendet - so siehts aus.

    Da spielt es für mich auch nicht wirklich eine Rolle, ob ein Israeli oder ein israelischer Soldat dabei gestorben ist. So wie der Anschlag verübt wurde, trägt er wohl die Handschrift der Hamas bzw. radikalisierter Palästinenser.

    Damit dürfte auch klar sein, wie ernst es der Hamas mit einer dauerhafte Ruhe ist, bzw. mit dem Kampf gegen Israel, bzw. wie sehr sie am Wohl ihrer eigenen Leute interessiert sind, da sie ja inzwischen wissen müßten, wie Israel auf sowas reagiert.

     

    "israelischer Besatzungssoldat" - interessante Wortwahl, aber für mich zu blöd.

    Vielleicht ist es einigen noch nicht aufgefallen, aber ich sehe den Gaza-Konflikt mittlerweile als Stellvertreterkrieg mit dem Iran an.

    Denn schließlich bekommt die Hamas vom Iran nicht nur Geld, sondern auch Waffen. Zusätzlich wird im Iran von höchster Stelle ebenfalls von Vernichtung bezüglich Israel gesprochen, und dazu noch übelste Antijudenhetze im Tv gesendet, auch schon im Kinderfernsehen, was übrigens auch in Plalästina empfangen werden kann.

     

    Wenn sich die Palästinenser nicht selbst von der radikalen Hamas bzw. dem radikalem Einfluß vom Iran befreien können, wird das noch ewig so weitergehen, die beiden anderen Optionen lasse ich mal außen vor.

  • K
    k.t.

    mir sind jetzt die gründe nicht klar, warum die redaktion der taz meine erklärung, dass es sich bei der formulierung des satzes von frau knaul "die Provokation der Islamisten" um einen islamophoben sprachgebrauch meiner meinung nach handelt, weggekürzt hat; andererseits ist es nicht meine art einfach mit anschuldigungen um mich zu werfen; deswegen versuche ich es doch noch mal, meine begründung kurz hier unterzubringen: ich hatte singemäß geschrieben, dass bei einer formulierung, bei der bspw. von den juden gesprochen würde, die dieses oder jenes gegen palästinenser unternommen haben, meiner meinung zu recht ein versteckter antisemitismus anzunehmen ist, da hier die religiöse zugehörigkeit überhaupt keine rolle spielt; daher finde ich, dass die focusierung auf die unterstellte religionszugehörigkeit in dem inkriminierten satz eine unzulässige verknüpfung darstellt, die zudem pauschalisierend ist; eine journalistische vorurteilsfördernde darstellung, die bspw. bei der bildzeitung von linken journalisten zu recht kritisiert wird; warum spricht frau knaul nicht von palästinensern, zumal wie gesagt es bis dato - meines wissens - noch kein bekenntnis zu dem anschlag gibt.

  • T
    t.s.

    Korrekturen:

     

    Die Überschrift ist irreführend, es starb kein 'Israeli' - sondern ein israelischer Besatzungssoldat.

     

    Mit der Benutzung der Sprachregelungen der Besatzer - d.h. mit der Benutzung von Begriffen und Formulierungen wie den 'Vergeltungsmaßnahmen' oder den 'Provokation der Islamisten' (ohne das Frau Knaul belegen kann, dass hier überhaupt 'Islamisten' am Werk waren) - nimmt Frau Knaul Partei für die Besatzer.

     

    Die Formulierung - "da ihr Ziel Soldaten waren und nicht wie üblich die Zivilbevölkerung (waren)" - verkennt sie die Umstände, unter denen die Pal. gegen ihre Besatzer kämpfen. Umstände die der Besatzer zu verantworten hat und nicht die unter Besatzung stehenden Palästinenser.

     

    Schalit ist keine 'Geisel', sondern ein Kriegsgefangener, und er wurde auch nicht 'entführt' sondern gefangen genommen.

     

    Mahmud Abbas, der schon bisher ohne Parlament - das sich circa zur Hälfte in den Gefängnissen der Besatzer - "regiert", ist nicht auch nicht mehr Präsident.

    Seine Amtszeit ist am 9. Januar 2009 abgelaufen.

     

    MfG ts

  • K
    k.t.

    es sind immer diese krausen forumlierungen bei frau knaul, die sie von anderen journalisten bei der taz so unangenehm unterscheiden: was soll etwa die formulierung "Noch hält sich die Provokation der Islamisten im Rahmen, da ihr Ziel Soldaten waren und nicht wie üblich die Zivilbevölkerung"; was ist damit gemeint; hält frau knaul etwa den beschuss israelischen militärs durch palästinenser für legitim? es wäre jedenfalls den leserinnen gegenüber fair, wenn frau knaul ihre position klar vertreten würde und sie nicht wie so oft verschroben versteckt zwischen den zeilen unvermittelt unterbringt; ein weiterer kritikpunkt ist hier der hinweis, dass die islamisten provozieren; so ist bis dato noch gar nicht bekannt von wem die bombe gelegt wurde; davon abgesehen gibt es auch die säkulare militante pflp die nicht islamistisch ist; ich persönlich finde die formulierung islamophob; es ist dieser verquere und verschrobene stil und die sich bis auf bildzeitungsniveau herablaßende pauschalisierung und stereotypisierung, der sich in nahezu allen artikeln von knaul wie ein roter faden finden läßt und gerade bei so einem sensiblen thema meiner meinung nach diese journalistin gänzlich disqualifiziert.