WUNDERKAMMER : Liegen bleiben
Irgendwann, so der Plan, würde ich den Brief vom Finanzamt öffnen. Die Zeit verging, die Fensters of Opportunity verstrichen. Das Schreiben lag aber auch zwischen vielen Dingen, die den Blick ablenkten, und es war nicht einfach, sie sinnvoll zu ordnen:
Aschenbecher, Brillen, Bücher, CDs, Dias, Draht, Tütchen, Feuerzeugbenzin, Feuerzeuge, Kabel, Klebstoffe, Kontoauszüge, Kopfhörer, Kopfschmerztabletten, Kugelschreiber, Nadeln, Nähgarn, Niveacreme, Notizbücher, Postkarten, Teelichter, Tütchen, Überweisungsbestätigungen, Zeitungen, zerrissene Pappstückchen, Zigarettenblättchen; das Innersleeve von „Infamous2“, ein Buchmessepresseticket, ein Brettchen, ein Brief, ein Brillenetui, ein Cent, ein Einschreibeneinlieferungsbeleg, ein Edition-Suhrkamp-Sticker, ein Laptop, ein Keyboard, ein Minimac, ein Monitor, ein Opinel, ein Räucherstäbchenhalter, ein Schraubenzieher, ein Stövchen, ein Teekannenuntersetzer, ein kleiner Buddha, ein lustiger Maikäfer, ein Döschen aus Burma, ein Döschen aus Keramik, ein Zuckerspender aus Glas, ein hübsches grünes Teeglas, ein grimmig blickender schwarzer Schlumpf, ein Alienkunstwerk von Bettina Allamoda, ein Tacker von der FU, ein in Deutschland hergestelltes Kondom von der Papstdemo, ein drei Jahre altes Terminkärtchen meiner Zahnärztin, ein Zehn-Euro-Gutschein „für Ihre nächste Reise“ von der Bundesbahn, der bis zum 30. 9. gültig war, eine Brottreuekarte, eine Bröselschale, eine Bürste, eine Kassette, eine Digicam, eine Maus, eine Zigarettenschachtel, eine rote Glaskugel, eine Dose mit Bonbons von Schalke 04, eine Zigarettenspitze, eine Lupe, zwei Bücher, zwei Lampen, zwei Schrauben, zwei Teeschälchen, zwei Kleinlautsprecher, zwei Zahnhölzerpackungen, drei Scheren, drei Tücher zum Reinigen verschiedener Monitore, sechs teils vollgeschriebene Notizbücher und Hefte (usw.).
DETLEF KUHLBRODT