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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: KUNST Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

„Trendvision 2004 Mode Kunst Installation“, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Mariannenplatz 2, Di.–So. 12–19 Uhr, bis 29. 2.Veranstaltungen jeden Mittwoch um 19 und jeden Sonntag um 15 Uhr

Wollte „Lies, Lust, Art & Fashion“ im Podewil wissen, wie die Mode im Bereich der Kunst ins Spiel kommt, geht „Trendvision 2004“ mit seinen 20 internationalen TeilnehmerInnen im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien den umgekehrten Weg: Wie geht die Mode mit der Kunst um? Und was geht die Mode die Kunst an? Selbstverständlich sind Videos ein Weg von der Mode zur Kunst, etwa von der Fashionshow zur Performance. Die Schweizer Gruppe Ping Pong stellt ihre Entwürfe übers Ausziehen statt übers Anziehen vor, wobei sich die Models nicht sehr rollenkonform verhalten. Ping Pong vereint mehrere bestehende Labels und versteht sich als eine Plattform, die unterschiedliche gestalterische Bereiche und Autoren vernetzt. Forschung und Recherche, investigative Methoden sind weitere Tools der Designer, die sie mit den Künstlern teilen. Die dänischen Architektinnen/Designerinnen von „+Laboratorium“ schickten im Vorfeld zehn Personen mit einem Designkleidungsstück, einem Stadtplan, einem Notebook und einer Einwegkamera los, um zu ihren „Urban Narratives“ zu kommen. Fotografische und schriftliche Berichte, in denen die Projektteilnehmer den Tag, den sie im Designerteil in Berlin verbrachten, festhielten. Aber auch das Kunstzitat ist aufschlussreich, wie die russische Designerin Lena Kvadart mit ihrem Label art point zeigt. Sie installiert ihre Klamotten mit fotografischen Stillleben, die diese Kleider, das Herstellen der Kleider, im Licht von Vermeer zeigen. Einmal mehr wird man gewahr, wie sehr dessen Gemälde von den abgebildeten Kleidern leben, die sie ja auch ausstellen sollten. Wie die Kunst von jeher die Mode brauchte. Trendvision 2004 erschließt nun den dagegen recht neuen Bedarf der Mode an Kunst. Der nicht im dekorativen, sondern im konzeptuellen Herangehen an die Kollektion und ihrem Kontext liegt.