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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Ame to Ame“ Dock 11 Premiere Donnerstag
„Fifty Fifty“ Tipi ab Mittwoch

Eine Frau tippt ein paar Zahlen in ihr Telefon ein und hofft, dass sich hinter dieser Kombination ein geliebter Mensch verbirgt. Aber dann zerfällt ihr ganz und gar menschliches Bedürfnis in mathematische Formeln, in Rechnungen und Gegenrechnungen. Bald steckt sie in einem Zwangssystem von Gedanken fest, in dem ihre Identität bedrohlich brüchig wird. Falk Richter, aus dessen Stück „Alles. In einer Nacht“ die Figur stammt, ist Spezialist für die Verheerungen, welche die entfremdenden Phänomene unserer Zeit in den Seelen der Menschen anrichten können. Gundula Weimann von der Theatrale Halle ist mit ihrer Inszenierung von Richters Frauen-Stück jetzt im Orph-Theater zu Gast. Ähnlich fremd im eigenen Leben ist der Mann, der in einer regnerischen Nacht in einem schäbigen Hotelzimmer landet. Denn dass die Identität eine ziemlich fragile Angelegenheit ist, hat vor 20 Jahren schon der französische Dramatiker Bernard-Marie Koltès beschrieben, dessen Stücke eine Renaissance erleben. Die Gruppe Current Circuit spielt in der Brotfabrik „Die Nacht kurz vor den Wäldern“. Von den Missverständnissen zwischen Frauen und Männern, also dem Versuch, auf Wolken zu gehen und dabei auf der Erde aufzuprallen, handelt die neue Tanzperformance der Choreografin Yuko Kaseiki „Ame to Ame. Candy and Rain“, ab Donnerstag im Dock 11. Wer schon Probleme genug hat und nicht auch noch im Theater mit den Widrigkeiten des Lebens konfrontiert werden will, dem sei die Schlagerrevue der Goldenen Fünfziger „Fifty Fifty“ von Schmidts Tivoli in Hamburg empfohlen, die im Tipi für Stimmung sorgt: eine musikalische Zeitreise ins Deutschland unserer Eltern und Großeltern, die sich von den hungrigen Nachkriegsjahren und der Banalität des Bösen mit Schlagern wie „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand Bikini“ erholten.

„Die Nacht kurz …“ Brotfabrik Premiere Mittwoch
„Alles in einer Nacht“ Orph-Theater, Premiere Mittwoch