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WM-Gruppengegner SerbienSelbstvertrauen ohne Frauen

Die taz beleuchtet die Mannschaften, die mit dem DFB-Team in WM-Gruppe D spielen. Heute: Serbien, wo Nationaltrainer Radomir Antic den Fußball wachgeküsst hat.

Serbiens Team beim Training - bis zum WM-Viertelfinale muss es schon reichen, so die Stimmung unter den Spielern. Bild: dpa

BELGRAD taz | Im serbischen Fußballlager dreht sich derzeit alles um die Frauen der Kicker: Werden sie mitkommen nach Südafrika, oder zu Hause bleiben? Den Damen "würde es sehr schwer fallen" daheimzusitzen und fernzusehen, wie ihre Männer "allein" auf dem Spielfeld für ihr Land kämpfen, berichten serbische Medien. "Zumal die Deutschen und Engländer ihre Frauen zur WM mitnehmen", soll die Verlobte eines serbischen Nationalspielers gesagt haben. Im serbischen Fußballverband sorgt man sich angeblich um die Sicherheit der Damen in Südafrika. Inoffiziell hört man jedoch, dass die sich die Traditionalisten durchgesetzt haben. Spartanisch soll es zugehen vor großen Spielen, die Spieler sollen ja nicht abgelenkt werden.

Mit oder Frauen sind die serbischen Kicker guter Dinge. Daran konnte auch die eher peinliche Niederlage gegen die Halbprofis aus Neuseeland nichts ändern. Die erlitt Serbien ohne vier Stammspieler. "Ich bin nicht unzufrieden", meinte Trainer Radomir Antic nach dem Spiel in Klagenfurt, das die serbischen Fans so wütend gemacht hat. Die Zuversicht ist nicht gewichen. Dabei war man noch vor vierzehn Monaten skeptisch, dass sich die Mannschaft überhaupt für die WM qualifizieren würde. Man spielte vor leeren Stadien. Die schamvollen Qualifikationsspiele für die EM 2008, als sich Serbien nicht einmal gegen Armenien, Aserbaidschan und Belgien durchsetzen konnte, waren nicht vergessen.

Beim letzten Heimspiel der WM-Quali feierten dann aber 50.000 Fußballfans frenetisch das 5:0 gegen Rumänien, das der serbischen Fußballmannschaft das Ticket nach Südafrika sicherte. Serbien gewann die Qualifikationsgruppe 7 vor Frankreich. Jetzt lautet das Ziel: WM-Viertelfinale.

Noch vor wenigen Jahren sah es düster aus rund um den serbischen Fußball, der von Korruptions- und Veruntreuungsaffären erschüttert war. Im Jahr 2004 wurde im Zentrum Belgrads der Generalsekretär des Fußballverbands Serbien und Montenegro, Branko Bulatovic, erschossen. Der Staatenbund Serbien und Montenegro hatte die alte jugoslawische Nationalhymne, die Fußballfans stets ausgepfiffen hatten. Bei der WM in Südafrika tritt die Fußballmannschaft des unabhängigen Serbien erstmals bei einem großen Ereignis auf, mit eigener Hymne, eigenem Wappen und in eigens für die WM geschneiderten Designer-Trikots: rot mit einem großen weißen Kreuz. "Jetzt wissen wir endlich, für wen wir spielen", sagten so einige Kicker. Nach vielen Jahren ist Serbien wieder vom Fußballfieber ergriffen.

Das liegt vor allem an der Arbeit von Radomir Antic. Als der erfahrene Coach - er trainierte sowohl Real Madrid und Barcelona als auch Atlético Madrid - die serbische Nationalmannschaft übernahm, begann sie wie durch einen Zauber Fußball zu spielen. Spitzenspieler wie Kapitän Dejan Stankovic (frisch gekürter Champions-League-Sieger) oder Nemanja Vidic (Manchester United) und Branislav Ivanovic (Chelsea) gehören zu den besten Verteidigungsspielern der Welt. Mit Zoran Tosic (FC Köln) oder Nikola Cigic (Valencia) sind sie zu einem disziplinierten Team zusammengewachsen. Vor Antic konnten sie nicht einmal Aserbaidschan besiegen.

Der ewige Optimist Antic, bekannt als Stimmungsmacher, als Meister der Motivation und Verbreiter positiver Energie, fand für jeden Spieler den richtigen Platz. Dementsprechend sind die Erwartungen gestiegen. Vergessen ist die WM in Deutschland, als die serbisch/montenegrinische Mannschaft alle drei Spiele verlor, von denen das 0:6 gegen Argentinien am meisten schmerzte.

Jetzt gibt es kaum einen Spieler, der nicht an den Sieg gegen die harten Australier oder gegen die Deutschen glaubt. Dafür sorgt Antic schon. "Kein Spieler kann die Abwesenheit von Michael Ballack ersetzen", meint Neven Subotic (Borussia Dortmund) angesichts des Duells zwischen Deutschland und Serbien. Doch man ist auch vorsichtig. Die Geschichte der Fußballspiele der jugoslawischen oder serbisch/montenegrinischen gegen deutsche Nationalmannschaften ist mit Enttäuschung und Trauer gepflastert.

Zunächst richtet sich die Konzentration aber auf das Auftaktspiel gegen Ghana. Bei einem Sieg wäre die serbische Mannschaft so gut wie sicher in der zweiten Runde, meint man, und könnte um einiges entspannter in die Spiele gegen Deutschland und Australien gehen. Und dann? Wer weiß?

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