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Archiv-Artikel

WIE DIE ÖRTLICHE POLIZEI MIT EINEM ÜBERFALL IN WUNSTORF UMGEHT Überall Beamte

Die Betroffenen sind erschüttert. „Bis heute wollen die ermittelnden Beamten nicht von einen politisch motivierten Übergriff von rechtsextremen Hooligans ausgehen“, sagt Frank Meyer (Name geändert), Sprecher des Vereins „Lebensraum – Wohnwelt“ im niedersächsischen Wunstorf. „Von einem politischen Hintergrund und einer geplanten Aktion gehen wir weiterhin nicht aus“, sagte ein Polizeisprecher noch gestern der taz. „Auf Bildern haben Betroffene aber drei Personen aus der Nazi-Szene erkannt“, sagt Meyer, der in jener Nacht selbst zum Opfer des Übergriffes wurde, mehrmals getreten wurde.

In der Nacht des 19. Mai, um 22.20 Uhr, schauten zunächst zwei Männer – nach Kleidung und Tattoos zu urteilen, aus der rechtsextremen Szene – bei der „Wohnwelt“ rein, wo gerade eine Electro-Party lief. Ohne Vorwarnung, erzählt Meyer, sei dann später ein „koordinierter und brutaler“ Angriff erfolgt: Mit Teleskopstöcken und Schlagringen sei willkürlich auf die meist jugendlichen Party-Gäste eingeschlagen – und gebrüllt: „Wo ist die Antifa!“

Mehrere Opfer wurden verletzt, zwei mussten ins Krankenhaus. Einer von ihnen konnte erst nach drei Tagen entlassen werden. „Ein Mädchen konnte ich noch wegziehen“, sagt Frank Meyer, „sonst hätte sie noch mehr abbekommen.“

Von insgesamt 18 Angreifern stellten die Polizei am Bahnhof die Personalien fest. Insgesamt waren rund 20 Hooligans, größtenteils aus der Bremer Neonazi-Gruppe „Nordsturm Brema“ auf dem Rückweg von Essen nach Bremen gewesen. Dorthin begleitete die Hooligans die Polizei.

Am Bremer Bahnhof wollen Augenzeugen dann zwei szenekundige Beamte in der Gruppe erkannt haben. Stimmt das, hätte der Angriff in Wunstorf unter den Augen von Polizisten stattgefunden. „Diesem Gerücht werden wir im Landtag nachgehen“, kündigt der Grünen-Abgeordnete Helge Limburg an.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland