kritik am kanal : WDR braucht Transparenz
Passend zum 60. NRW-Landesjubiläum feiert auch der Westdeutsche Rundfunk in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Der WDR wird 50. Nach fünf Jahrzehnten öffentlich-rechtlichen Sendens hat der Kölner Kanal einige Geschenke verdient. Im Interesse der Gebührenzahler braucht der WDR vor allem eines: mehr Transparenz.
Die Löschaffäre um einen aus dem Onlinearchiv des Senders entfernten Radiobeitrag zeigt dies deutlich. Der Fall Baganz ist ein Musterbeispiel, wie es nicht laufen sollte: Ein kritisches Feature über den CDU-Staatssekretär wird gesendet. Wochen später beschwert sich dieser in einem Brief an WDR-Chef Fritz Pleitgen. Der Sender entfernt das Manuskript aus dem Onlinearchiv – angeblich unabhängig von der Beschwerde des Politikers. Dennoch bekommt Baganz ein Entschuldigungsschreiben – man habe der Bitte um Löschung entsprochen. Als Krönung wird das Vorgehen unter Ausschluss der Öffentlichkeit im klandestinen Kontrollgremium WDR-Rundfunkrat abgenickt. Das riecht nach Staatsfernsehen, nach öffentlich-rechtlichem Gemauschel.
KOMMENTAR VON MARTIN TEIGELER
Die Standards und Methoden, mit denen der WDR mit Kritik von außen umgeht, sind nicht nachvollziehbar. Darum bedarf es einiger Klarstellungen im WDR-Gesetz sowie in den Satzungen und auch in den ungeschriebenen Regeln der Anstalt. Kritische Eingaben, Beschwerden und Anregungen sollten nicht an den Intendanten oder andere Führungsfiguren des Senders gehen, sondern müssen von einer unabhängigen Stelle im WDR bearbeitet, beantwortet und veröffentlicht werden. Dass wie im aktuellen Fall ein Beschwerdebrief an Intendant Fritz Pleitgen gerichtet werden kann und von Hörfunkdirektorin Monika Piel beantwortet wird, wäre dann ausgeschlossen. Auch Staatssekretäre sollten nicht besser behandelt werden als jeder andere WDR-Kritiker. Das wäre ein schönes Geschenk, das der WDR seinen Zuschauern und Hörern zum Fünfzigsten machen sollte.