WAS MACHT EIGENTLICH ...…Wolfgang Wieland? : TV glotzen
„Ich glotz TV“, krähte Nina Hagen einst, „alles so schön bunt hier!“ Dabei schrieb man seinerzeit das Jahr 1978, und im Vergleich zur grellen Aktualität war Fernsehen damals eine ziemlich graue Angelegenheit. Jetzt überraschen uns führende Grünen-Politiker mit der Ankündigung, sich „im Selbstversuch“ zu „Dauerglotzern“ zu machen. Darunter Wolfgang Wieland, bis 2005 Berliner Frontmann, seitdem im Bundestag. Mit den KollegInnen Grietje Bettin, Anna Lührmann und Fritz Kuhn, zeitweilig auch mit Berlins Spitzenkandidatin Franziska Eichstädt-Bohlig, setzt er sich am kommenden Dienstag in die Mitte-Galerie Wohnmaschine und guckt fern – 24 Stunden am Stück, wie es vollmundig in der Ankündigung heißt.
Warum tut ein intelligenter Mann wie Wieland sich das an? Angeblich deshalb: Die Alternativen wollen sich einen „möglichst repräsentativen Überblick über das Durchschnittsprogramm eines Tages“ verschaffen. Und dabei Antworten auf die folgenden Fragen erhalten: „Was macht Fernsehen mit uns? Macht es dumm und dröge? Informiert uns die Flimmerkiste? Wie kommen wir mit durchschnittlich vier Morden und weiteren fünf Gewaltverbrechen pro Stunde zurecht? Finden wir Kindersendungen kindgerecht?“
Puh – das klingt ganz schön altbacken. Aber Respekt sollte man gerade Wieland als älterem Semester angesichts solch medialer Graswurzelrecherche schon zollen. Denn nach 24 Stunden dürfte der Gang zum Augenarzt unvermeidlich sein.
Vielleicht gibt’s für den Berliner sogar ein Wiedersehen mit der anfangs zitierten Punkgöre. Die sitzt zurzeit nämlich in der Jury der Castingshow „Popstars“. In diesem Sinne: „Happiness, flutsch flutsch, fun fun!“ CLPFOTO: BUNDESTAG