WAS MACHT EIGENTLICH ...… der Bahnkunde? : Sich organisieren
Jede Bahnreise liefert einige Gründe, einzutreten: Der ICE kommt 30 Minuten später, dann bläst die Klimaanlage eiskalte Luft in den Nacken, der Filterkaffee dümpelt lauwarm im Pappbecher, der Regionalexpress im Umsteigebahnhof kann natürlich nicht warten. Wir danken für Ihr Verständnis? Von wegen.
Während täglich tausende müde Deutsche unter dem Joch des Hartmut Mehdorn und seines Nochstaatsbetriebes ächzen, proben jetzt ein paar BerlinerInnen den Aufstand. Sie gründeten einen Verein unzufriedener Bahnkunden (www.unzufriedene-bahnkunden.de), in dem der Austausch von Leidensgeschichten ab jetzt streng nach Satzung betrieben wird. Gegen 12 Euro Jahresgebühr finden Genervte zumindest bei Gleichgesinnten ein offenes Ohr. Denn dass sich Mehdorn von einem „Beschwerdeforum im Internet“ und einer „systematischen Dokumentation über Mängel und Missstände“ (so zwei Vereinsziele) beeindrucken lässt, darf angezweifelt werden – für Kundenkritik ist der kantige Bahnchef so empfänglich wie eine Diesellok für Problemgespräche.
Allein seine Gegnerin hat schon andere Große zum Einlenken gebracht: Hinter dem Verein steckt die ehemalige Pfarrerin Helga Frisch, die seit langem dafür kämpft, dass ICEs wieder am Bahnhof Zoo halten. Frisch führte schon eine Rebellion gegen die Telekom zum Erfolg, die Mitte der 90er die Telefongebühren in Berlin erhöhen wollte. Mehdorn kann sich also auf einen harten Kampf gefasst machen. Und potenzielle Vereinsmitglieder gibt es genug. US FOTO: REUTERS