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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... das Estrel? Sich zu Recht feiern

Von US

Neukölln ist arm, nicht besonders ansehnlich, aber schwer im Kommen. Und herzlich. Für die Tatsache, dass das Estrel in Neukölln steht, kann der Bezirk nichts. Aber die beiden passen gut zueinander. Das Estrel, das in diesen Tagen zehn Jahre alt wird, ist nicht nur ein simples Hotel.

Das Estrel ist mehr. Das Estrel bietet Verfolgten Schutz. In ihm dürfen auch seltsame Gestalten ganz sie selbst sein, wie es die Neuköllner in Neukölln sind. Unter den Gummibäumen der Welt zum Beispiel ist das Estrel berühmt, weil tausende von ihnen in seinen Fluren ein Auskommen gefunden haben. Sie stehen in der Gegend herum, stauben zu und schauen stolz über viele Quadratkilometer Velours-Auslegeware. Sie haben keine Zukunftsangst, sie fürchten den modernen Ikea-Zierbambus-Schnickschnack nicht, denn sie wissen: Das Estrel sorgt für sie.

Ähnlich wie mit den Gummibäumen verhält es sich mit den Michael-Jackson-Imitatoren. Das sind Menschen, die einen Sänger nachahmen, der es in den 80er-Jahren mit seinem Tanzstil und dem Album „Thriller“ zu einigem Ruhm brachte. Michael-Jackson-Imitatoren sind auf den Bühnen so selten geworden wie Iberische Luchse in Spanien. Nicht im Estrel. In der Schutz-Show „Stars in Concert“ dürfen sie nach Herzenslust kieksen, quieken und sich in den Schritt fassen. Sie gleiten stolz im Moonwalk umher und wissen: Das Estrel ernährt sie dafür. Einen herzlichen Glückwunsch an das einzige minderheitenfreundliche Hotel Berlins. Jeder Bezirk bekommt eben doch das Hotel, dass er verdient. US FOTO: ARCHIV