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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... Jim Rakete? Sich für einzigartig halten

Von CLP

Wissen Sie, wie der Starfotograf Jim Rakete mit bürgerlichem Namen heißt? Nein? Sollen wir’s Ihnen verraten? Na gut: Der Mann heißt Günther Rakete. Kein Witz, sondern ein ursprünglich hugenottischer Name. Jim hingegen ist das Pseudonym des Mannes, der von Mick Jagger bis Nina Hagen das meiste vor die Linse bekommen hat, was im Musikbusiness mal Rang und Namen hatte.

Dass Rakete tatsächlich so heißt, lässt die Argumentation noch absurder erscheinen, mit der das Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen eine kleine Galerie an der Brunnenstraße begründet. Die hatte sich vor ein paar Monaten als „Rakete Berlin“ gegründet und darf den Namen nun nicht mehr verwenden. Weil Jim Rakete nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden will.

Die Begründung des Gerichts geht so: Dass die Produzentengalerie, die Werke von acht jungen Künstlerinnen ausstellt, den Namen „Rakete“ verwende, lege die Vermutung nahe, dass eine Assoziation mit dem renommierten Berliner Fotografen hergestellt werden solle. Schließlich, so die Richter, trage „keiner der Gesellschafter selbst den Namen ‚Rakete‘.“ Außerdem „verwenden die Antragsgegnerinnen das Kennzeichen nicht etwa in beschreibender Weise, denn unstreitig betätigen sie sich nicht im Vertrieb von Flugkörpern“.

Die Ex-Raketen haben sich nun notgedrungen umbenannt: in „Komet Berlin“. Geschäftsführerin Denise Jänig ist frustriert: „Wir haben schon viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht, wir waren gut verlinkt.“ Sogar in der New York Times wurde „Rakete Berlin“ erwähnt. „Wer uns daraufhin jetzt sucht, findet uns nicht mehr. Die Seite mussten wir stilllegen“, sagt Jänig.

Sie und die Künstler hatten Jim Rakete sogar eingeladen, als dessen Anwälte im November eine Abmahnung schickten. Geholfen hat das Treffen nichts: Der Mann, dessen Markenzeichen „authentische“ Schwarzweißaufnahmen von Star-Gesichtern sind und der das Digitale scheut wie der Teufel das Weihwasser, kann die Kunst der Brunnengaleristen nämlich nicht leiden. Vor allem nicht die hochartifiziellen Fotoarbeiten von Torsten Solin, auf dessen Bildern – unter anderem – nackte Frauenbrüste auftauchen. Das findet Rakete „pornografisch“.

Angesichts von so viel reaktionärer Gesinnung und Ichbezogenheit möchte man ausrufen: Die Rakete ist tot – es lebe der Komet! CLP FOTO: ARCHIV

www.komet-berlin.de