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Archiv-Artikel

WARUM EIN DART-VERBAND EINE KNEIPENMANNSCHAFT AUSSCHLIEßT Keine Sportsfreunde

In vielen Kneipen sind sie zu finden: elektronische Dart-Sportgeräte. Auch im „Titanic“ in Neumünster können Spieler an einem solchen Apparat Pfeile auf die elektronische Zielscheibe werfen. Wenn der „Elektronik-Dart-Sportdachverband Norddeutschland e. V.“ (EDSV) demnächst seinen Liga-Wettbewerb ausrichtet, können die Spieler aus dem „Titanic“ aber nicht mitspielen: „Wir können und wollen den Rechtsextremismus in keiner Weise für gut halten oder unterstützen“, sagt Thorsten Seesun, erster Vorsitzender des EDSV.

Denn seit Jahren bereits werden im „Titanic“ die Rechtsextremisten aus Neumünster und Umgebung bewirtet. Wirt Horst Micheel und sein Stiefsohn sind bei Szene-Aktionen auch schon mal selbst dabei. Im Internet bewirbt Micheel die Kneipe in der Friedrichstraße als „Spiellokal“ und den eigenen „Skatclub SC Titanic“ gleich mit. Auch die örtlichen „Bandidos“ haben das „Titanic“ seit längerem zu ihrem Treffpunkt erkoren.

Beide Szenen – Neonazis und Rocker – vertragen sich ausgesprochen gut hier in Neumünster. Und so verübten Gäste des „Titanic“ immer wieder Angriffe auf jugendliche Besucher des nahe gelegenen „Aktion Jugendzentrum“ (AJZ).

Anfang 2010 hoffte das Bündnis gegen Rechts, die Situation könnte sich entschärfen: Da war der Mietvertrag für die Kneipe gekündigt worden. Die Hoffnung erfüllte sich nicht: Knapp 50 Meter weiter hingen bald wieder „Titanic“-Schilder der Kneipe – ein erzwungener Umzug, allerdings in noch größere Räumlichkeiten.

Mit deutlicher Mehrheit beschloss der EDSV nun den Ausschluss der „Titanic“-Spieler aus der Liga. Einen Grund nennt Seesun: Dem Verband seien „Spenden von Einrichtungen aus Neumünster“ entgangen, weil die „Titanic“ in seinem „Ligabetrieb aktiv“ war. Nicht rechtsextremen Spielern empfiehlt er, sich in einer „anderen Gaststätte“ anzumelden.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland