■ Mit der ČSFR-Währung auf du und du: Vorzeitiges Aus?
Prag/Berlin (dpa/taz) – Die beiden Nachfolgestaaten der ČSFR, die Tschechische und die Slowakische Republik, waren kaum eine Woche alt, da wurde bereits über die Auflösung der gemeinsamen Währungsunion spekuliert.
Zwar war bei den Verhandlungen zwischen den Ministerpräsidenten Václav Klaus und Vladimír Mečiar vereinbart worden, die tschechoslowakische Krone zumindest bis Juni 1993 als gemeinsame Währung beizubehalten. Angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Situation beider Staaten hatten Experten jedoch stets darauf hingewiesen, daß die Union in erster Linie aus politischen Gründen geschlossen worden ist. Der Prozeß der Auflösung der ČSFR sollte nicht auch noch durch Währungsspekulationen belastet werden.
Nach einem „Geheimtreffen“ von Klaus und Mečiar, das am Donnerstag auf dem Prager Flughafen stattfand, haben die Spekulationen nun neuen Auftrieb bekommen. Vermutet wurde, daß nach Geschäftsschluß der Banken am Freitag die Auflösung der Union verkündet werden würde. Da man mit der Abwertung der zukünftigen slowakischen Krone um 25 Prozent gegenüber der tschechischen rechnet, soll zudem die Grenze zwischen beiden Staaten vorübergehend geschlossen werden. Nur so könnte ein Abfließen der alten Banknoten in die Tschechische Republik verhindert werden.
Sollte die Auflösung tatsächlich mit der erwarteten Schnelligkeit vollzogen werden, müßten die Banken der Republiken die Meisterleistung vollbringen, an einem einzigen Wochenende die gesamten im Umlauf befindlichen Banknoten durch neue Scheine zu ersetzen. Betroffen wären aber auch ausländische Geldinstitute: Ihre ČSFR-Kronen sollen vom Umtausch ausgeschlossen werden. her
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