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Vorwärts to the roots

■ Engelsmann-Kaempfe-Blum und Alexander verlassen shakespeare-company. Wohin?

Ein Theater entsteht in Bremen, das hat kein Haus, (es will auch keins, sondern binnen und buten gastspielen), kein Geld, keine Kostüme, keinen Namen, aber es arbeitet und lebt schon. Doppelt sogar: in der bremer shakespeare company, aus der es sich herausschält und am „Odysseus“, dem ersten Stück, mit dem Engelsmann-Kaempfe-Blum am 28. März, nach der Trennung von der Company, herauskommen werden.

Neben allem, was sie nicht haben, sie haben: „Lust aufeinander“ (Anke Engelsmann), „einen sehr ähnlichen Humor“ (Chris Alexander, der die Odysseusproduktion mit der Gruppe erarbeitet, schreibt und Regie führt), die Erfahrung, „daß wir eben sehr gut miteinander arbeiten können“ (Peter Kaempfe), die Fähigkeit, „aufzunehmen, wenn jemand etwas auf die Bühne stellt und damit weiterzuarbeiten“( Gabriele Blum). Und sie haben die Idee von der „neuen Form“ (Peter Kaempfe), die sie suchen. Nicht irgendwo, sondern sehr präzise in der Verbindung der offenen Spielweise, die die bremer shakespeare company entwickelt hat und einem Amalgam von Erzählen und dramatischem Spiel, wie es gerade diese vier MItglieder der Company entwickelt hatten. Die neue Gruppe ist in allem, auch in dem, was sie anders will als die „Muttercompany“ Fleisch von deren theatralem Fleisch. Ganz deutlich ist das zu sehen an ihrer Entwicklung des homerschen Odyssee-Epos, zu einem Theaterstück. äumlich wird das so vorbereitet, daß die meerumspannende Irrfahrt des Odysseus „auf winzigstem Raum“ (Chris Alexander) spielbar ist. Das entspringt der pragmatischen Not dieser entstehenden Wanderbühne, sich an verschiedenste und kleinste Plätze anpassen zu können. Es ist aber auch ein „back to the roots“ der bremer shakespeare company, die auf ihrer ersten handtuchschmalen Bühne in der Böttcherstraßeihr in den Zuschauerraum übergreifendes aggressiv offenes Spiel entwickelten. Alles gehorcht einer Art materiellen Reduktion und äußersten Sparsamkeit, die dem inneren Auge und den Säften der phantastischen Eigenbilderproduktion Anreiz und luftigen Raum bieten: das Spielen ohne Bühnenbild, die Reduktion des ausschweifenden Epos auf einen „Extrakt“, das Herausfiltern eines Szenariums der Szenen, die die Spieler angehen, — „das ist unsere Odyssee“ sagt Peter Kaempfe — ebenso wie das Herauszaubern einer ganzen Welt von Figuren aus man grade zwei Spielerinnen und einem Spieler, ein Wunder, das Engelsmann- Kaempfe-Blum schon im shakespeareschen „Wintermärchen“ vorgeführt haben.

Das neue, das besondere Steckenpferd der Gruppe, ist die Betonung des Erzählerischen im Theater. Aber auch damit folgen sie dem Mittel der Aktivierung der Säfte der Phantasie durch Reiz und Reduktion. Am Beispiel der Odyssee: Deren entscheidender Teil, die Irrfahrt, erzählt Odysseus den Phäaken. Chris Alexander: “Odysseus wird den Abend lang versuchen, ein Publikum zu überzeugen: Ich habe gelernt aus dieser Irrfahrt. Und die Quintessenz aus ihr ist, daß ich dieses Blutbad anrichten mußte am Ende, um die alte Ordnung wieder herzustellen. Daß ein modernes Publikum darüber andere Gedanken haben kann, das ist sein Recht. Wir lösen die Geschichte nicht auf wie das Illusionstheater, daß wir eine Interpretation des Stückes vorgäben. Sondern wir bringen die Widersprüche auf die Bühne, so daß eine Figur von verschiedenen Seiten zu sehen ist. Das ist also ein großes Abenteuer des Shakespeare-Theaters. Das wollen wir in unserer Odyssee- Bearbeitung geradezu zum Prinzip erheben, das ist sehr wichtig für uns.“ Uta Stolle

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