Vorteile des Ehegattensplittings: Splitting steht nicht hoch im Kurs
Das Kindergeld ist für Bürger wichtiger als die Vorteile durch das Ehegattensplitting. Viele Nutzer kennen die Funktionsweise des steuerlichen Splittings nicht.
BERLIN taz/rtr Das umstrittene Ehegattensplitting steht bei den Deutschen einer Umfrage im Auftrag der Bundesregierung zufolge weitaus weniger hoch im Kurs als andere Familienleistungen wie das Kindergeld. Zwei Drittel der Bürger sehen „am ehesten“ oder „notfalls auch noch“ Einsparpotenziale des Staates bei der steuerlichen Förderung von Ehepaaren.
80 Prozent der vom Institut für Demoskopie Allensbach Befragten gaben dagegen an, der Staat dürfe unter keinen Umständen bei Leistungen für Geringverdiener mit Kindern sparen. Auftraggeber der Untersuchung sind das Bundesfinanz- und das Bundesfamilienministerium. Mit dem Gutachten werden erstmals systematisch und umfassend die Wirkungen der zahlreichen familienpolitischen Leistungen untersucht.
Am weitesten verbreitet ist das Kindergeld: 72 Prozent bekommen es aktuell oder haben es früher erhalten. Die meisten Leistungen erhalten Eltern mit Kindern unter sechs Jahren und solche mit drei und mehr Kindern. „Unterstützungsbedarfe werden bei Gruppen mit besonderen Problemlagen gesehen, dazu zählen Geringverdiener, Alleinerziehende, Arbeitslose und sozial Schwache mit Kindern“, heißt es in der Studie. Als gerecht empfunden würden zudem Leistungen, die die Teilhabe- und Chancengleichheit für Kinder stärkten.
Eine überwältigende Mehrheit der Befragten von 84 Prozent sieht beim Kindergeld „unter keinen Umständen“ Einsparpotenzial. Anders sieht es beim Ehegattensplitting in der Einkommensteuer aus, das unabhängig von Kindern gewährt wird. Die Befragung ergab, dass ein beträchtlicher Teil der Bürger den Steuervorteil für ungerecht hält, weil er nur verheirateten Paaren zugutekommt.
Beim Ehegattensplitting werden die Einkommen der Partner zu einem Gesamteinkommen addiert und dann zu gleichen Teilen auf die Partner verteilt, wovon vor allem Alleinverdienerehen profitieren. Die genaue Funktion des Ehegattensplittings ist nur einem Viertel der Bevölkerung und auch nur der Hälfte der Nutzer gut bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl