Vorstoß aus den Bundesländern: Fünf Länder, zwei Fächer, ein Abitur
Nach dem gescheiterten bundesweiten Zentralabitur starten nun fünf Bundesländer eine neue Initiative. Sie wollen in Mathematik und Deutsch einheitliche Prüfungen.
Die Kultusminister der Union zeigen sich in Sachen Bildung hartnäckig. Nachdem die Verhandlungen für ein bundesweites Zentralabitur in Deutschland gescheitert sind, planen fünf Bundesländer, gemeinsame Abiturprüfungen in den Fächern Deutsch und Mathematik einzuführen. In Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt, die sich zur Initiative zusammengeschlossen haben, sind Koalitionen aus CDU und SPD oder schwarz-gelbe Regierungen am Ruder.
"Wir wollen einen Einstieg geben und erhoffen uns, dass andere Bundesländer nachziehen", begründete Henry Tesch (CDU), Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern, den Vorstoß. "Letztlich soll mehr Vergleichbarkeit geschaffen werden, von diesem Ziel werden wir nicht abrücken", sagte Tesch.
Angestrebt werde die Einführung eines gemeinsamen Abiturs in den nächsten dreieinhalb Jahren, betonte der Präsident der Kultusministerkonferenz und bayerische Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU). Man wolle damit auch Konsequenzen aus zehn Jahren Pisa ziehen, in denen sich "immer wieder große schulische Leistungsgefälle zwischen den Bundesländern gezeigt haben", sagte Spaenle.
Allerdings weist das Kultusministerium Baden-Württemberg darauf hin, dass das Unterfangen "enorme strukturelle Angleichungen" erfordere. Davon könnten unterschiedliche Ferienzeiten oder verschiedene Kurssysteme betroffen sein. Bereits seit 2008 beschäftigt sich eine Expertengruppe der fünf Länder mit solchen Fragen.
Für die Erarbeitung der Prüfungsaufgaben soll das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zuständig sein, das von allen 16 Kultusministerien eingerichtet wurde. Aus dem vom IQB erarbeiteten Aufgabenpool wollen sich die fünf Bundesländer dann bedienen. Die Fragen der Abiturprüfungen sollen aber nicht in allen Bundesländern gleich sein, das IQB soll vielmehr für ein vergleichbares Niveau sorgen.
Regelmäßige Tests mit Schülern sollen die Qualität der Fragen sicherstellen. Klaus Klemm, Bildungsforscher von der Universität Duisburg-Essen, übte Kritik. Er sehe "erhebliche Schwierigkeiten" bei der Umsetzung des gemeinsamen Abiturs.
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