: Vorsprung durch Tomate
Vom roten Chaos bleibt nichts und niemand verschont, wenn das kleine Städtchen Buñol in Spanien mal wieder 100.000 Kilo Tomaten eingekauft hat. Diese werden dann bei einer Fete namens „Tomatina“ von Hand püriert: Klatsch, matsch, alle werfen gegen alle. Ist der dritte Lastwagen mit Tomaten geleert, stehen die WerferInnen knöchelhoch im Ketchup – vom Gegner wird erst abgelassen, wenn der brennende Tomatensaft im Auge die Sicht trübt. Profis suchen dies mit Schwimmbrillen zu vermeiden. Die jährliche Tomatenorgie hat ihren Ursprung in einer spontanen Tomatenschlacht unter Jugendlichen im Jahr 1944. Der Diktator Franco ließ diese „Disziplinlosigkeit“ verbieten. In seine Vision paßten besser der Stierkampf und das Werfen lebender Ziegen von Hausdächern. In Buñol aber wird nicht gemartert, sondern lustvoll verschwendet.Christine Laufersweiler
Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
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