■ Störzeile: Vorsicht, Verkauf!
Halten Sie Ihr Geld fest! Ganz fest. Nein, nicht wegen der Bettler, die Ihnen auf der Straße ein paar Groschen aus der Tasche orgeln wollen.
Nein, wegen Weihnachten. Denn das merken Sie ja gar nicht, wie feinsinnig Ihnen jetzt die Verkaufspsychologen wieder in die Börse fassen, da das Geschäftsjahr seine umsatzstärkste Zone erreicht: Jeglicher Sondermüll in den Schaufenstern wird so grell bestrahlt oder anheimelnd beleuchtet, daß es Ihnen die Augen verdirbt. Und ist Ihr Blick erstmal getrübt und sind Ihre ursprünglich vernunftbedingten Kaufinteressen verschattet, lassen sich auch bei Ihnen ganz schnell Kaufimpulse hirnrissigster Art auslösen.
Sind Sie dann schon in die Kaufhaus-Falle getappt, dudelt Ihnen, während die allerliebsten Dinge ringsum schreien „Kauf mich! Kauf mich!“, funktionale Festmusik ins Ohr, daß Sie sich melken lassen wie Milchkühe bei Berieselung mit heiteren Mozart-Stückchen. Das glaubt man nicht gerne, aber sowas funktioniert erwiesenermaßen auch bei Leuten, die ganz fest nicht dran glauben.
Gegen diese aggressive Verkaufe im Weihnachtsgeschäft nehmen sich Methoden, mit denen Bettler Zugang zu den immer verstockteren Herzen suchen, geradezu sanft aus.
Wenn also die Lichterketten wieder dem heiligen Umsatz heimleuchten, geben Sie lieber spontan mal den Armen was ab. Denen wird es im Winter durch einen Heiermann faktisch wärmer ums Herz als Ihrer beschenkten Verwandtschaft, die wenige Tage nach der feierlichen Übergabe unterm Tannenbaum die 96. „Stille Nacht“-Spieluhr oder die 107. Schneekugel verschämt in der Gelben Tonne entsorgt. J. Kossmann
Siehe Bericht unten
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