■ Vorschlag: Filmreihe „In Erinnerung an Marcello Mastroianni“ im Arsenal
„Noch so ein Film voller Hoffnungslosigkeit“, sagt der Arzt und beugt sich grinsend über seinen Patienten. Den Filmemacher als kränkelnden Malvivant spielt Marcello Mastroianni in „Otto e mezzo“ (“Achteinhalb“, 1963) mit zärtlicher Hingabe an die charmante Indifferenz. Sein Guido ist ein Mann mittleren Alters, der im gepflegten Ambiente eines Kurbades gerade die richtige Umgebung gefunden zu haben scheint, müßig der Inspiration nachzuhängen oder die apart ergrauten Schläfen und ersten Krähenfüße zu pflegen. Spa-Wasser trinkend taumelt er von einem Alptraum in den nächsten – Film, Film im Film, Traum verknäulen sich zusehends.
Die Rolle sei ihm die liebste aus der symbiotischen Zusammenarbeit mit Federico Fellini gewesen. „Weil dieser Film wirklich die genaue Radiographie eines Mannes unserer Generation in diesen Jahren ist, mit seiner Intelligenz, seiner Sensibilität und seinem Unvermögen, anders zu sein, anderen nützlich zu sein (und) sich selber.“ Tatsächlich bot dieser Film dem im Januar diesen Jahres im Alter von 73 Jahren gestorbenen Marcello Mastroianni die Gelegenheit zu einem Meisterstück der Empathie. Die ganze Palette von clownesker Verdrehtheit bis zum abgelenkten Liebhaber – dem die Geliebte zuruft: „Wenn du ,bellissima' sagst, klingt das wie eine Beleidigung!“ – darf er verkörpern.
Eine ganz andere Facette des lustlosen Latin Lover zeigt die Mastroianni-Reihe, die das Arsenal derzeit Revue passieren läßt mit „La Notte“ (“Die Nacht“, 1960): An der Seite von Jeanne Moreau ist er ein resignierter Paparazzo, der mit dieser in desillusionierter Koexistenz lebt. Ganz anders als die sprühende Claudia Cardinale in „Otto e mezzo“ ist Moreau hier seine Gefährtin im Fiasko. „Ich kann meine Willensschwäche nur überwinden durch das Spiel der Liebe“, sagte MM in einem Gespräch mit Oriana Fallaci, „ich habe Angst vor dem Alleinsein.“ Gudrun Holz
„Otto e mezzo“ am 13.3. um 21 Uhr. „La Notte“ heute um 23.15 Uhr. Beide Filme im Arsenal, Welser Straße 25, Schöneberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen