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■ VorschlagHilde Kappes bei Vox Infernalis

Abenteuer in der Stadt: zwölf Meter tief eine Kellertreppe hinabzusteigen. Kein Neonlicht weist den Weg, keine Rolltreppe erleichtert die Geradlinigkeit. Die Stufen sind zu steil, um darauf hoffen zu können, daß es ein erstrebenswertes Ziel gäbe in dieser muffigen Öde. Der Eintritt in die Erde will gelernt sein. Nicht umsonst wurden den Toten Tausende von Jahren lang unterirdische Wohnstätten gebaut. Insofern muß man den Blick zurück schätzen, den der „Unterirdische Garten“ in der Katzbachstraße ermöglicht. Die dort zusammengetragene „Vegetation“ erfüllt Hoffnungen auf Wälder, Felder und wilde Umwucherung auch am anderen Ende des Weges. Alles ist eine Frage der Phantasie, und unten angekommen, wird man in schemenhafte Dunkelheit gehüllt. Der Schatten der Blätter sind die Blätter selbst. Zum letzten Mal kann der Raum heute erlebt werden. Und nicht nur der Raum. In der Reihe „Vox Infernalis“ tritt Hilde Kappes auf, mit passend „pandämonischen Versen“.

Hilde Kappes hat von ihrer Stimme bisher kein Aufhebens gemacht. Mit parodistischem Humor und einer eigens erfundenen Lautsprache verausgabte sie sich vor allem in der hohen Tonlage. Zudem riefen ihre Instrumente wie Abflußrohre und sonstiger metallischer und kunststoffartiger Abfall begeisterte „Oh“- und „Ah“-Rufe hervor. „Mir ist klar, daß nach dem ganzen Rummel, der um mich gemacht wurde, wieder neue Formen gefunden werden müssen“, sagt die 32jährige. Passend zum Konzert im Keller führte ihr künstlerischer Weg zu tiefen Tönen und meditativen Klängen.

Im „Labyrinth“ sind Angst und Geheimnis ihre Stichworte. Sie zieht das Publikum von einer Ecke in die andere, arbeitet mit versteckten zweiten Stimmen, bringt mitten unter der Erde den Vollmond ins Spiel und redet von einer Landschaft der „blauen Mönche“. Eine Zeremonienmeisterin. „Es hat mir bisher immer eine Rolle gefehlt. Hier endlich bin ich nicht nur Hilde Kappes mit Brille und Rock. Hier halte ich mich nicht am Klavier fest.“ Ganz sicher nicht. Wie bei allen Vox-Infernalis-Konzerten wird sie durch das Publikum und auch durch die phantastische Akustik der riesigen und architektonisch scheinbar unsinnig gestalteten ehemaligen Destillerie herausgefordert. Zu allem gibt es ein Echo. Waltraud Schwab

Heute, 20 Uhr, im „Labyrinth“, Katzbachstraße 19

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