piwik no script img

■ VorschlagDrums & Baß & große Stimme – Nicolette im E-Werk

Breakbeats nannte man vor vier Jahren noch die Sound-Kombination aus Schlagzeug und Baß. Damals dachte kein Mensch beim Hören oder Produzieren dieser Beats an musikalische Revolutionen und Zeitenwenden. Auch nicht daran, daß man sie einmal in den Popablagen der Kaufhäuser oder als Unterlegware von Werbetrailern im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm finden würde. Nicolette machte da sicher keine Ausnahme. Die Schottin mit den nigerianischen Eltern war 1992 der einzige weibliche Act bei Shut Up And Dance, dem Label der Drum-&-Baß-Pioniere Smiley und P.J. Größtenteils trieb sie sich seinerzeit in Londons Ragga- und House-Szene herum, aber sie schwärmte auch für Ella Fitzgerald und Billie Holiday. So maß sie sich bei den Aufnahmen für ihr Album „Now Is Early“ stimmlich an diesen Vorbildern, schrieb Lyrics und schöne Melodien und ließ sich dazu die bekannt nervösen, rumpelnden und fiepsenden Breakbeats produzieren.

Und obwohl man bei Shut Up And Dance durchaus schon mit Vokalisten arbeitete: Ein ganzes Vocal-Album war damals noch die Ausnahme von der heute gängigen Praxis, und nur mißverstanden oder elitär sich zu fühlen, ging plötzlich auch nicht mehr: auch der Gedanke an Pop nistete sich ein. Natürlich ist auch in diesem Jahr das größte Pfund, mit dem Nicolette wuchert, ihre Stimme (der sie schon auf den Credits zu „Now Is Early“ Dank aussprach!).

Manchmal wirkt sie auf ihrem neuen Album wie eine Diva, die erhaben ist über Kategorien wie gut, schlecht, fortschrittlich etc., die unnahbar ist, sich abschottet und am liebsten mit sich selbst flirtet. Dementsprechend haben ihre Lyrics auch eher Naiv-Plakatives zu bieten, Zeilen wie „where have all the flowers gone“ oder „just to say peace and love“. Drum & Baß ist für Nicolette jedoch nach wie vor der geilste Sound der Welt: Produziert wurden sie u.a. von Dego (Jacob's Optical Stairways und 4 Hero) und, man höre und staune, von Alec Empire. Der Berliner ist für Nicolette einer, „who just knows“, weswegen es logisch ist, daß er ihren heutigen Auftritt im E-Werk supporten wird. Gerrit Bartels

Ab 21 Uhr im E-Werk.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen