■ Vorschlag: Quer durch alle Clubs: Rockers Hi Fi aus Birmingham mit qualifiziertem House-Dub auf der Insel in Treptow

Raus aus den Clubs und Studios, rein in den Mainstream. Seit einigen Jahren steht der Popstar nicht mehr nur vorne am Bühnenrand, sondern auch hinter den Plattentellern: Massive Attack, TripHop im allgemeinen, Goldie; jede Saison hat ihren eigenen Renner. Die Helden in diesem Jahr: Rockers Hi Fi. Dahinter stecken zwei sprichwörtlich altgediente DJs aus Birmingham, deren musikalische Sozialisation in den Tagen von Punk begann – und zwar nicht mit den eins, zwei, drei Gitarrenriffs, sondern mit der Musik, die der aufgeklärte Punker von damals (und The Clash im besonderen) einzig als ebenso rootsverbunden wie undergroundtauglich anerkannte: Reggae und Dub.

Einmal davon angefixt, basieren auch die drei Alben, die die Rockers Hi Fi in den beiden letzten Jahren herausgebracht haben – und die sie in die Umlaufbahn der heutigen Trendspäher katapulieren ließen – auf dieser Musik, stellen Reggaesampels das Gros ihres Sounds. Ansonsten aber bezeichnen sie ihren Sound lieber als „einen Mischmasch aus den Stilen anderer Leute, und wir rühren ihn an“. „Mish Mash“ heißt dann auch konsequenterweise ihr neuestes Werk. Es ist ein Rockers-typisches Konzentrat aus Dub, House und Acid geworden: mit tiefen Bässen, gepreßt aus der Ferne klingenden Vocals, mit einem klasse Mellotron, einem wahrlich rauh und echt gesampelten Saxophon, mit Kraftwerk- und Bach-Zitaten. Ja, genau. Zumeist klingt das alles extrem schlapp, relaxt und erhaben, eher geeignet für die heimische Couch als eine Nacht im Club. Richtig in den Arsch treten lassen kann man sich nur mit den am Ende des Albums plazierten Housetracks.

In der Ausgedachtheit liegt bei den Rockers Hi Fi die Kraft, erschließen lassen sich die Songs in ihrer Komplexität erst nach mehrmaligem (lauten!) Hören, und das läßt ihre Musik nur schwerlich „sofort in Hirn und Beine gehen“, wie es der Kollege der Wochenpost recht überschwenglich formulierte. Da eine Live-Performance nun aber ganz andere Erwartungen bedienen muß als die Tüftelei im Studio, haben die Hi Fi Rockers für ihre Tour noch zwei Vokalistinnen und eine toughe Live-Show mitgebracht. Und damit das Mischmasch auch in Berlin seine angemessenen Weihen erhält, läuft die gesamte Veranstaltung unter dem Titel „Blackboard Jungle“. Gerrit Bartels

Ab 22 Uhr auf der Insel in Treptow