■ Vorschlag: Ugandische Roots aus Paris: Geoffrey Oryema im Pfefferberg
Im Kofferraum eines Autos verließ Geoffrey Oryema vor fast 20 Jahren das Uganda Idi Amins. Oryemas Vater, ein Minister in Amins Kabinett, war kurz zuvor bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben gekommen. Der Sohn fürchtete nicht von ungefähr, ein ähnliches Schicksal zu erleiden.
Im Pariser Exil hat Oryema es inzwischen zu einer beachtlichen Musikerkarriere gebracht. Gleich auf seinem Debütalbum begleiteten ihn mit Mentor Peter Gabriel und Brian Eno zwei hochkarätige Produzenten-Profis. Seine Initiation in die Musikwelt verdankt Geoffry Oryema jedoch bereits seinem Elternhaus. Die Mutter leitete die nationale Tanzgruppe mit dem programmatischen Namen „Heartbeat of Africa“, und der Vater, ein Musiker und Dichter, brachte dem Sprößling neben dem Gitarrenspiel auch traditionelle ostafrikanische Instrumente wie die Nanga (eine siebensaitige Harfe) und Lukeme (eine Art Daumenklavier) bei.
Die markantesten Töne erzeugt der Multiinstrumentalist freilich mit seiner Stimme: einem schmeichelnden Baß, der mal ganz nach Art eines Barry White schmalzt, sich aber bei Bedarf auch wie weiland Al Jarreau in flatternde Scat-Höhen schwingen kann. Doch weil der melancholische Grundton überwiegt, wurde er bislang eher mit Leonard Cohen verglichen. Keine Frage: Das Schicksal des ewigen Flüchtlings ist ein ständig wiederkehrendes Thema in Geoffrey Oryemas Stücken. In Paris haben sich Oryemas Vorstellungen über die ugandischen Wurzeln freilich nachträglich etwas verklärt. Schön und bewegend ist es trotzdem. Auf „Nomad“ singt Oryema: „I'm lost and silent in the wilderness, like an owl among the ruins, my wings lined with ashes, alone on the roof. I feel I'm a nomad.“ Wer da nicht verstohlen eine Träne trocknet, der kann kein Herz haben. Daniel Bax
Geoffry Oryema, Samstag um 22 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee, Prenzlauer Berg
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