■ Vorschlag: Songs fürs Herz: The Eels im Trash
Gespannt war man ja, wen die Herren Spielberg, Geffen und Gates wohl zuerst für ihr kürzlich gegründetes Überlabel Dreamworks casten würden. Die Auswahl fiel auf eine Band aus Los Angeles, auf The Eels. Im Gegensatz zum spektakulären Zusammenschluß der drei Multimedia-Riesen, sind die Eels jedoch eine unauffällige Collegeband, die gar nicht recht weiß, was der ganze Wirbel um sie eigentlich soll. Ob sie nun bloß ein Testballon sind oder möglicherweise Geschichte machen, schert sie jedenfalls wenig.
Ihr Debut „Beautiful Freak“ ist eine Konsensplatte für die gebildet-aufgeklärte, weiße, amerikanische Familie. Die können sich die folkmusic-geschulten Papas und Mamas genauso anhören wie deren Kinder, die erfolgreich mit Nirvana, Sebadoh etc. sozialisiert wurden und nun weder tralala noch alten Männer-Rock, sondern Post- Grunge hören wollen. Aus dem Häuschen geraten läßt das nicht, aber kann denn jede Woche Party und Pop-Revolution sein? Es reichen ja manchmal fein ausbalancierte, gut produzierte Songs zum Wohlfühlen. Die kann man sich sofort in Herz und Hosentasche stopfen, selbst wenn manche davon zu arg den Erfordernissen des Marktes gerecht werden wollen, und ihre Cleverness und ihr Design so manche gutgemeinte Seelenregung im Keim ersticken.
Schon eher sträuben mag man sich gegen die Stimme des Sängers, Gitarristen und Keyboarders, die sich ausnahmslos in den beliebt rauh-verzweifelten Tonlagen aufhält und allzu ohrenfällig eine ideale Quersumme aus den Organen von Cobain/Cantrell/Corgan darstellt. Doch wenn man dann wieder leutselig vorgetragene Zeilen wie „Beautiful Freak, you're not like the others, but that is why I love you“ hört, verfliegt auch diese Skepsis. The Eels trüben wirklich kein Wässerchen, so daß auch die Konkurrenz von Dreamworks sich vorerst nicht um ihre Marktanteile sorgen muß. Gerrit Bartels
Heute, ab 21 Uhr, Trash, Oranienstraße, Kreuzberg
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