■ Vorschlag: Der beste Drum&Bass-DJ weit und breit – Doc Scott im E-Werk
Selbst wenn die Berliner Drum&Bass-Szene bisher mit nur wenigen Eigengewächsen um die Ecke kommt: Die großen Produzenten und DJs aus England lassen sich nicht lumpen und stellen ihre Plattenteller mittlerweile recht häufig in der Stadt auf. Erst kürzlich präsentierten LTJ Bukem und DJ Krust an zwei aufeinanderfolgenden Abenden ihre Sets und spannten gut einige Fäden, an denen Drum &Bass sich inzwischen aufwickelt: Bukem smooth, jazzy und mellow, wobei einem bei seinem Auftritt im WMF an jeder Ecke eine Zigarette der Firma West um die Nase gerieben wurde; Krust härter, schneller und weiter. Nach dem eher lauen Metalheadz-Abend, der in der schrecklichen Universal Hall stattfand, kann man heute im E-Werk mit vier Metalheadz-Acts erneut „an journey into drum & bass“ (so das Motto der Veranstaltung) antreten: mit Doc Scott, Wax Doctor, Peshay und MC Flux.
Sicher der berühmteste von ihnen ist Doc Scott, der vor vier Jahren zusammen mit Goldie das Metalheadz-Label gründete. Laut Goldie ist er der King Of The Rollers, der beste Drum&Bass-DJ weit und breit. Obwohl ein Mann der ersten Stunde, sind seine eigenen Sachen – wie es häufig noch der Fall ist – bisher nur auf Maxis und verstreut auf den mittlerweile zahlreich erhältlichen Drum&
Bass-Compilations zu bekommen. Kaum eine, die ohne einen Doc- Scott-Track auskommt. Zuletzt konnte man ihn auf Bukem „Earth“ hören, wobei er den auf diesem Album vorgegebenen Rahmen völlig sprengte: Versackt Bukem dort am liebsten in immer mehr Plüsch, Flauschigkeit und folgenlosem Wohlklang, was zugegebenermaßen auch äußerst reizvoll ist, da läßt Doc Scott mit seinem zum Abschluß plazierten Stück einen noch mal so richtig aus dem Ohrensessel hüpfen. Kühl und undergroundig sind seine Tracks, vertrackt und hart steppend, mit extrem metallenen Drums, supertiefen Bässen und dezent eingesetzten, sehr effektvollen sphärischen Tönen. Doc Scott ist zugleich Vergangenheit und Zukunft von Drum&
Bass, einer, der weiß, wer er ist, so daß ihm auch die seit Monaten laufende Ausverkaufsdiskussion ziemlich schnuppe ist: Dem englischen Magazin The Face sagte er, „no beef“ damit zu haben, daß Drum&Bass möglicherweise Mainstream werde: „At the end of the day I want to play what I want to play and have same the outlook and run with the same people that I always done.“ Gerrit Bartels
Heute, 22 Uhr, E-Werk, Wilhelmstraße 43, Mitte
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen