■ Vorschlag: Rap den Paparazzi: Xzibit in Huxley's Cantina
In den Staaten ist HipHop seit Ewigkeiten eines der wichtigsten Segmente auf dem Tonträgermarkt. Neu ist, daß die meisten Acts auch in Europa die Charts bevölkern und nicht mehr nur Fans und Eingeweihte erreichen. Die Plattenfirmen überlegen schon bei jedem neuen HipHop- Album, welcher Track hitverdächtig als Single ausgekoppelt werden kann. Schließlich winkt die Heavy-Rotation selbst der ödesten und privatesten Privatsender – und damit natürlich die Kaufkraft von deren Klientel.
Ein ganz heißer Scheißer im Moment: ein Rapper namens Xzibit, der sich mit seinem Song „Paparazzi“ zu Nas, den Fugees oder WarrenG gesellte. Auch bei Xzibit ist Appeasement angesagt, vor allem aber Einkehr und Nabelschau. Nichts erscheint im Moment abgeschaffter und dümmer, als in den notorisch schwelenden Ost-West-Konflikt einzugreifen. Xzibit reimt in „Paparazzi“ ganz explizit: „It's a shame, Niggas in the rap game, only for the money and the fame“ und kritisiert von innen heraus die HipHop-Paparazzi – als einer, „who don't need no lights no cameras just action“.
Daß „Paparazzi“ auch einen ganz speziellen Glamour haben können, das Wort als solches sowieso, weiß Xzibit natürlich. Fruchtbare Mißverständnisse sind da mit einkalkuliert. Auch er rappt, um seine (guten) Styles und Skills zu demonstrieren, auch er weiß, bei aller Abgeklärtheit, was Größenwahn bedeutet, wenn er sich ganz beiläufig für größer als das Universum hält. Mit geographischen Rivalitäten allerdings hat Xzibit allein seiner Biographie wegen nichts am Mikrophon, gelangte er doch eher zufällig an die Westküste: Geboren wurde er in Detroit, über New Mexico und Arizona streunerte er dann nach L.A., wo er durch die Posse um King Tee (gerade auch auf Dr. Dres Album vertreten) und Tha Alcoholics ganz professionell zum HipHop kam. Statt fetter Polizeiakten lieber fette Platten machen: So stellt sich Xzibit sein Tun und seine Zukunft schlauer- und idealerweise vor. Und sein Erstling, „At The Speed Of Life“, ist in der Tat ein recht fetter Knaller geworden, der allerdings mit dem typischen G- und P-Funk von der Westküste wenig gemein hat und mehr nach Ostküste klingt. Was nicht zuletzt daran liegt, daß die meisten Stücke insbesondere durch die reichlich eingesetzten dunklen Pianotöne atmosphärisch von derselben Düsternis und Morbidität umflort sind wie Mobb Deeps „Hell On Earth“. Gehört sich halt so, wenn einer fühlt, „that no style is darker than mine“. Gerrit Bartels
Ab 21 Uhr, Huxley's Cantina, Hasenheide 112-114, Neukölln
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